Also in aller Form, für ReichenbachPReichenbach, Hans, 1891–1953, dt.-am. Philosoph. Ich melde einen Artikel an, der 1931 erscheinen soll: Physikalismus in der SoziologieBNeurath, Otto!1931@„Soziologie im Physikalismus“, Erkenntnis 2, 1931, 393-431.1Arbeitstitel für Neurath, „Soziologie im Physikalismus“. Und sag ihm, es muß um der ganzen ZeitschriftIErkenntnis, Zeitschrift willen endlich auch was Soziologisches kommen. In einem Heft Deine psychologischeB, meine soziologischeB Sache.2Vgl. dazu oben, Brief Nr. und dort Anm. . Wir wollen Sie ein wenig aufeinander abstimmen. Und auch sonst müßten die Notizen dem angepaßt werden. Bitte schreib das ernst und entschlossen. Es wäre schade, wenn mein Groll so hoch anstiege, daß ich irgendwo eine andere Zeitschrift suchte, um sie für uns dienstbar zu machen. Du mußt stärker sein! Carnap, Carnap werde hart!
Deine weisen Worte und Deine eirenische Milde sind natürlich gestern nicht spurlos an mir vorüber gegangen.3Vgl. TB 19. 12. 1930 zu einer Diskussion von Carnap und Neurath über Psychologie. Aber eins erfüllt mich mit Schrecken, sollte ich je über ein mir fremdes Fach, wie etwa Physik, Chemie, Logik usw. derart Unzulängliches geschrieben haben, wie SchlickPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick über GeschichteB und EthikBSchlick, Moritz!1930@Fragen der Ethik, Wien, 1930. Mir graust vor mir selbst. Sag, meinst Du das im Ernst. Es ist ja heilsam, über sich ins Reine zu kommen, und wir harten Männer vertragen schon einen Stoß.
Und noch eins: wir haben nun genug geliebt, wir wollen endlich hassen. Diese grausliche ethisierende, pastorale Tetem-Welt wollen wir in Grund und Boden schimpfen. Alles weg, was nicht ordentliche Wissenschaft ist, wenigstens im kleinen Kreise, öffentlich können wir ja taktisches Christentum betätigen und Wangen hinhalten. Aber privat laß uns toben!
Leb wohl, grüß mir die RotePCarnap, Ina (eig. Elisabeth Maria immacul[ata] Ignatia), 1904–1964, geb. Stöger, heiratete 1933 Rudolf Carnap. Laß Dirs wohl sein in aeinemDeinem Tusculum4Eine antike Stadt in der Nähe Roms, in der sich zahlreiche Villen vornehmer Römer befanden; später diente dieser Begriff allgemein zur Bezeichnung von behaglichen Wohnsitzen oder Lieblingsaufenthaltsorten. im Schnee‚ statt ins Kolleg zu fahren, welche Unterlassung ich nach wie vor mißbillige. Du siehst, daß von der Ernennung noch nichts zu hören ist! Mir liegt die Schadenfreude weit 🕮{}ab, aber ich möchte, daß Du Freundesrat besser würdigen lernst. Alle Leute reden von Deinem Prag. Es wäre kastrophal, wenn es schief gingebgienge, nachdem Dus so unter die Leute gebracht hast. Bitte, bitte tu so was nicht wieder!
Audi, vide et tace
Si vis vivere in pace!
Nicht nur die Wände, sondern auch die Dekanate haben Ohren. Und gar in der Zeit der Mikrophone, von denen die Russen angeblich Schiffsladungen aus USA kommen lassen, um sie in allen Hotels aufzustellen.
Also! Es lebe die „Erkenntnis“IErkenntnis, Zeitschrift!
Mit Grüßen – with greetings