\brief{Friedrich Sauer an Rudolf Carnap, 23. November 1930}{November 1930} %\uline{Würzburg}, den 23.November 1930. %Unterer Grasweg 6 I \anrede{Sehr verehrter Herr Professor!} \haupttext{Für Ihren gütigen Brief und das übersandte Buch\IC{\logistik} meinen aufrichtigen, herzlichen Dank. (Den Betrag von Mk. 7.30 habe ich bereits auf Ihr Postscheckkonto überwiesen). Ich weiß nicht, ob Sie verstehen können, wie sehr ich Ihnen für Ihr freundliches Anerbieten dankbar bin. Umsomehr, als ich mich hier in Würzburg direkt in einem ,,logistischen Vakuum`` befinde. Ich möchte mir schon heute erlauben, Sie zu bitten, daß Sie mir über einen Punkt hinweg helfen möchten, an dem ich hänge und dessen Klarstellung mir \uline{persönlich} sehr wichtig erscheint. ,,Log.Aufbau\IC{\konstitutionstheorie} 28/29. S.\,38.`` 1.) Der Satz ,,Zwei sphärenverwandte Gegenstände sind für jede \uline{beliebige} Aussagenfunktion \uline{entweder beide zulässige} oder \uline{beide unzulässige Argumente}``, setzt doch die Möglichkeit voraus, die ,,Zulässigkeit`` eines Arguments feststellen zu können. Was heißt denn (s. S.\,38 Zeile\,8 v.u.) ,,mit einem ungesättigten Zeichen zusammen einen ,,,,\textit{Sinn}```` ergeben``?\blockade{unklar wie im Original die Anführungszeichen gemeint sind} Was heißt hier Sinn? Sie verstehen mich recht: Ich frage mich, ob man in dieser, durch das Wort Sinn bezeichneten Bewertung, gewissermaßen intuitiv (im Sinne Husserls\IN{\husserl}) urteilt, oder ob man eine \uline{formale} Rechtfertigung dafür angeben kann. Gibt es ein \uline{allgemein} formulierbares Kriterium, zu entscheiden, wann ein Zeichen \uline{zulässiges} Argument einer Aussagefunktion ist und wann nicht? 2.) Ich konnte in Ihrer Logistik\IC{\logistik}, die ich mit großer Freude durcharbeite -- ich bin \uline{glücklich}, endlich diese umfassende und fesselnde Darstellung gefunden zu haben -- bis jetzt einen expliziten Nachweis des obigen Satzes nicht finden. Offenbar ist ein solcher Nachweis aber mit den Mitteln der Typentheorie nicht schwierig. Trotzdem wollte er mir selbst auf diese Weise bis jetzt \uline{nicht} gelingen, bezw. sy\uline{mbolisch nicht befriedigend} gelingen. Verzeihen Sie, sehr verehrter Herr Professor, bitte meine Belästigung! In größter Ergebenheit bin ich} \grussformel{Ihr dankbarer\\ Friedrich Sauer} \ebericht{Brief, msl., 1 Seite, \href{https://doi.org/10.48666/870639}{RC 029-25-04}; Briefkopf: msl. \original{Würzburg, den 23.\,November 1930 \,/\, Unterer Grasweg 6\,I}.}