Habe Korrektur weitergegeben. Mit allem einverstanden, wie gewöhnlich. Mit SchlickPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick gingagieng es ganz scharf her. Er war von Anfang an entschlossen, sich nicht auf Modifikationen einzulassen. Mit seiner höheren ästhetischen Überzeugung sei ein BuchBNeurath, Otto!1930@„Der wissenschaftliche Gehalt der Geschichte und der Nationalökonomie (TS)“ (ON 191/K.2), 1930 voll innerer Interjektionen nicht vereinbar. Mein Hinweis, daß FrankPFrank, Philipp, 1884–1966, öst.-am. Physiker und Philosoph, verh. mit Hania Frank, Bruder von Josef Frank das BuchBNeurath, Otto!1930@„Der wissenschaftliche Gehalt der Geschichte und der Nationalökonomie (TS)“ (ON 191/K.2), 1930 zweimal gelesen, kümmerte seine Überzeugung nicht, so ein BuchBNeurath, Otto!1930@„Der wissenschaftliche Gehalt der Geschichte und der Nationalökonomie (TS)“ (ON 191/K.2), 1930 wirke lächerlich, und was man eben so sagt, wenn man völlig überzeugt ist, daß man hoch oben sitzt und mit niemandem gleich auf gleich sprechen muß. Ich wies darauf hin, daß in meinem Vertrag nicht stehe, daß die Herausgeber auch Zensoren wären. Ich habe ein Buch zu schreiben und ein Honorar zu bekommen. Er sagte, er werde dem VerlagISpringer Verlag schreiben, er könne die Publikation nicht verantworten. Da das sofort Prozeß, Krach über Krach bedeuten würde, sagte ich ihm, er solle erst FrankPFrank, Philipp, 1884–1966, öst.-am. Physiker und Philosoph, verh. mit Hania Frank, Bruder von Josef Frank schreiben. Aber er meinte, FrankPFrank, Philipp, 1884–1966, öst.-am. Physiker und Philosoph, verh. mit Hania Frank, Bruder von Josef Frank sei vielleicht nicht so empfindlich wie er usw. usw. Ich meinte, Ihr alle kennt das BuchBNeurath, Otto!1930@„Der wissenschaftliche Gehalt der Geschichte und der Nationalökonomie (TS)“ (ON 191/K.2), 1930, und wenn Ihr auch nicht alles billigt, so habe es Euch doch nicht gar so abgestoßen. Das existiert alles für ihn nicht. Nun meinte ich, eine Herausgeberschaft binde doch nicht gar sosehr. Wenn er die Herausgeberschaft so übertrieben streng nehme, hätte er das vorher mitteilen müssen, das könne kein Mitarbeiter erwarten. Und er habe alles getan, den Anschein zu erwecken, daß er eine nähere Kenntnis meiner Stellung zur Soziologie nicht wünsche. Ich hätte ihn mit großer Beharrlichkeit zu den Marxabenden eingeladen‚ viele Jahre seien wir nebeneinander, nie habe er mit mir ein Wort über Soziologie, über die Methode Bücher zu schreiben usw. gesprochen, was doch naheliegend wäre, wenn ihm daran liege. Er meinte, jeder müsse ein Buch seiner Überzeugung gemäß schreiben, er hätte eben eine theoretische Orientierung über soziologische Probleme erwartet. Ich meinte, wie leicht hätte ich das machen können. Er wieder meinte, er verstehe nicht, wie das möglich sei, wenn ich nun einmal so schreibe. Als ob ich nicht Theoretisches über Soziologie zu sagen hätte, es wäre eben ein anderes Buch, eines, das ich aus dem Handgelenk schreiben hätte können, während mir dies große Mühe machte, wie Du weißt.
Aber jeder Appell an Solidarität, an Rücksichtnahme darauf, daß jeder 🕮{}anders sei, scheiterte. So brüsk, so wegweisend hat mich nicht einmal mein Münchner Staatsanwalt behandelt‚1Für Details zum Prozeß in München 1919 siehe Sandner, Otto Neurath, S. 132ff. der freilich nie dazwischen fragte: Sie sind mir doch nicht bös, und das beherrschte Salonlächeln aufsetzte.
Wenn wir nicht Antimetaphysik gemeinsam zu vertreten hätten, mich würde es freuen, all das Pathos, das SchlickPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick benützt, aufzuzeigen, seine Art über Geschichte, über Ethik zu reden. Daß man derlei schont, ist selbstverständlich, daß er schont, nicht! Ungleiche Partie. Der Aristokrat rechnet aber nicht mit gleicher Partie. Ganz und gar nicht. Mag sein, daß ihm wirklich Formales so wichtig ist, mag sein. Aber PeterlPNeurath, Olga, 1882–1937, geb. Hahn, auch Neuräthin und Peterl, öst. Philosophin und Mathematikerin, verh. mit Otto Neurath, Schwester von Hans Hahn und Louise Fraenkel-Hahn meint, daß ich mich, wie ich Dir schrieb, nie mit einem Bürgerlichen hätte so weit einlassen dürfen. Es müsse früher oder später zum Krach kommen, wenn man mit einem anderen publizistisch verbunden ist, der so weit absteht. Es ist sicher richtig, daß, wenn SchlickPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick gleiche formale Haltung hätte wie jetztbHsl. Einschub., aber andere Grundgesinnung, er eben mit mir in Kontakt gewesen wäre und irgendeinen einzigen Satz gesagt hätte, der mich zur Zustimmung veranlaßt hätte, während er nur sein höheres ästhetisches Urteil zum besten gab. Denn, daß ich zu publizieren wisse, hätte ich oft genug bewiesen, auch daß meine Publikationen nur mit Achtung genannt werden. Wurst …er ist er.
Hoffentlich findet FrankPFrank, Philipp, 1884–1966, öst.-am. Physiker und Philosoph, verh. mit Hania Frank, Bruder von Josef Frank einen Ausweg. Mir ist all das ekelhaft. Ich bin so auf Frieden mit Euch allen eingestellt. Ich gieße ununterbrochen Gold, um daraus Brücken zu bauen.2Sprichwörtl.: jemandem eine goldene Brücke bauen und ihm so den Rückzug ohne Gesichtsverlust ermöglichen. Aber allein kann man das nicht. Vielleicht fällt Euch was ein. Du wolltest mir noch schreiben.
Ich suchte SchlickPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick klar zu machen, daß solche Art zu verhandeln einen sehr belaste, daß er ja auch sonst Last ausübe – denk an MengerPMenger, Karl, 1902–1985, öst.-am. Mathematiker, verh. mit Hilda Menger, der ganz wütend, auch persönlich ist, was ich aber nicht erzählte. Aber er ist sicher davon überzeugt, ein liebenswürdiger, sonniger Mensch zu sein, ich halte ihn mehr für einen Epikuräer, der liebenswürdig ist, weil es sehr bequem ist, aber ohne Bereitwilligkeit zu irgendeiner Art von Gemeinsamkeit. Na ja. Zu viel Affekt. Aber auch ohne Affekt bleibt genug übrig, ein Erdenrest zu tragen peinlich. Wehe, wenn ich sein Privatdozent wäre! Solche ästhetische Überzeugungstreue. Ob er bei sich und seinen Freunden auch immer so streng auf Überzeugungstreue sieht, wenn es sich um weniger ästhetische und mehr reelle Dinge handelt? Ob er da nicht Kompromisse kennt. Gar nicht zu verargen. Aber auf einmal ohne Milde, ohne Kompromiß …Ich fürchte, nicht in Eure liebe Nähe kommen 🕮{}zu können. Hätte gerne nette soziologische Dinge berichtet, die mich beschäftigen. Jetzt kommt mein Buch dran: Sozialismus als Wirklichkeit. Da brauch ich nicht solchen Ärger zu fürchten. Der Vertrag ist längst da und kein Herausgeber.3Eine derartige Monographie Neuraths ist nicht erschienen. Schade, daß SchlickPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick nicht gleich sagte, er wolle nur ein Buch über theoretische Probleme der Soziologie haben, stößeweise liegt das Material da, das ich jetzt für mein großes BuchB durchsehe. Da gibt es, was das Herz begehrt …
Laßt es Euch gut gehn, sammelt goldene Zweige und Stämme zur goldenen Brücke. Schreibt mir. Es tut wohl. Die Wohnung erweist sich als kühl. Es arbeitet sich gut in ihr.
Von meiner FrauPNeurath, Olga, 1882–1937, geb. Hahn, auch Neuräthin und Peterl, öst. Philosophin und Mathematikerin, verh. mit Otto Neurath, Schwester von Hans Hahn und Louise Fraenkel-Hahn und mir viele Grüße. Auch an FeiglPFeigl, Herbert, 1902–1988, öst.-am. Philosoph, seit 1931 verh. mit Maria Feigl. Von der GramminPGramm, Dorothea, 1896–1975, geb. Stadler, genannt Maue schreibst Du nichts, nichts vom Kinde, nichts von RohPRoh, Franz, 1890–1965, dt. Kunstkritiker, verh. mit Hilde Roh und anderem Weltwesen.
Gute Grüße