es ist mir überaus schmerzlich, daß Herr SchlickPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick jetzt von dem Herausgeberkollegium zurücktreten will. Aber ich freue mich, daß Sie trotzdem mitmachen wollen.
Zur Sache selbst möchte ich nicht mehr viel schreiben, nachdem ich Ihnen schon so ausführlich geschrieben habe. Weshalb Sie meinen ProgrammaufsatzB eine Konzession an die Schulphilosophie nennen, ist uns allen hier vollständig unverständlich und ich glaube nicht, je den Anlaß gegeben zu haben zu der Meinung, daß ich weiter nichts wollte als „die bisherige Philosophie in etwas verbesserter vorsichtigerer Form fortsetzen“.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ich Pfingsten Gelegenheit hätte, Herrn SchlickPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick in Berlin zu sprechen; vielleicht wird sich im Gespräch doch manche unserer Differenzen als Scheinproblem herausstellen.
Sie erhalten beiliegend den EröffnungsaufsatzB in der redigierten Form. Daß ich Ihr Ms „die alte und die neue Logik“B1930@„Die alte und die neue Logik“, Erkenntnis 1, 1930/31, 12–26 schon so bald erhalten kann, ist sehr erfreulich; wann kann ich das Ms.B von Herrn SchlickPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick erhalten? Welchen Umfang wird es haben? Wenn ich das ManuskriptB noch bis spätestens Ende des Monats erhalten kann, würde es genügen. 🕮
Den Titelblattentwurf lege ich bei. Sie sehen daraus, daß in der Tat nicht mehr recht Platz für einen zweiten Untertitel ist.
Was die Formulierung des Stoffgebiets im Vertragsentwurf anbetrifft, so verstehe ich Ihre Einwände nicht recht. Ursprünglich hatte ich hier „Naturphilosophie“ vorgeschlagen, auf MeinersPMeiner, Felix, 1883–1965, dt. Verleger Wunsch kam dann „Gesamtgebiet der Philosophie“. Diese Verbreiterung entspricht doch ganz Ihren eigenen Wünschen. Das Wort „Grundlagen“ halte ich für zu eng, es würde z. B. Arbeiten wie NeurathsPNeurath, Otto, 1882–1945, öst. Philosoph und Sozialwiss., heiratete 1912 Olga Neurath und 1941 Marie Neurath VortragB in PragITagung für Erkenntnislehre@1. Tagung für Erkenntnislehre der exakten Wissenschaften, Prag, 15.-17.IX.1929, SchlicksPSchlick, Moritz, 1882–1936, dt.-öst. Philosoph, verh. mit Blanche Guy Schlick „Vom Sinn des Lebens“BSchlick, Moritz!1927@„Vom Sinn des Lebens“, Symposion 4, 1927, 331-354 im SymposionISymposion, Philosophische Zeitschrift, oder eine Arbeit über das Individuumproblem in der Biologie ausschließen. Andererseits enthält doch der Terminus „Gesamtgebiet der Philosophie“ nicht die geringste Gefahr, da wir Arbeiten einer von uns abgelehnten Richtung immer als in der Qulität ungenügend bezeichnen können. Man braucht doch Phänomenologie oder Kantianismus nicht als Teilgebiete der Philosophie anzusehen, vielmehr sind dies Arbeitsrichtungen, die sich mit denselben Problemen wie wir beschäftigen und nur eine von uns abgelehnt und für unwissenschaftlich gehaltene Auflösung dieser Probleme geben. Auch ist Geschichte der Philosophie nicht etwa ein Teilgebiet der Philosophie. Ich sehe also wirklich nicht, weshalb der Ausdruck in unserer Stellung dem Verleger gegenüber irgendeine Gefahr bedeuten sollte; und das ist doch allein der Gesichtspunkt, unter dem er zu beurteilen ist. Auch weiß ich keinen besseren Ausdruck, der uns die gleichen Rechtsmöglichkeiten sichert.
Ich hatte übrigens bereits eine Reihe von Arbeiten abzulehnen und schicke Ihnen beiliegend eine Liste. Sie sehen daraus, 🕮 daß ich wirklich nicht zu entgegenkommend bin und mich z. B. nicht fürchte, einen juristischen Ordinarius wie KrückmannP eine Arbeit zurückzuschicken, weil sie kein Niveau hat.
Andrerseits sehe ich schon, wie schwer es ist, gute Arbeiten zu erhalten und bitte Sie sehr, in Ihrem Kreis um Manuskripte zu werben.
Mit den besten Grüßen