\brief{Rudolf Carnap an Hans Reichenbach, 23. Februar 1930}{Februar 1930} \blockade{Transkription von Kamlah, kein Original vorhanden!!!} \blockade{Noch nicht im Register erfasst!!!} %Wien, den 23. Febr. 1930. \anrede{Lieber Reichenbach!} \haupttext{Da Neurath wahrsch. erst Anfang März nach Berlin kommt, will ich Ihrem Wunsche entsprechend, gleich auf Ihren Brief antworten, nachdem ich alles mit Schlick, Hahn u. Neurath durchgesprochen habe. Nach Ihrem neuen Vorschlag scheint es uns, daß wir uns in folgender Weise einigen könnten. Die \uline{juristische Form}. Meiner schließt den Vertrag nur mit Einzelpersonen, nämlich mit Ihnen und mir, als Redakteuren; und zwar Sie als geschäftsführender Red. Jeder von uns beiden schließt unabhängig davon einen Sondervertrag mit seiner Organisation (Ges. f. e[mpirische] Ph. bzw. Mach-V[erein]), worin er sich verpflichtet, zurückzutreten, wenn \uline{seine} Org. es verlangt. \uline{Redaktionskollegium}. Wir meinen, doch unbedingt an einem solchen festhalten zu müssen. Die Form kann aber so gewählt werden, daß sie Ihnen alle mögliche Freiheit läßt. Schlick als Vorsitz. des Kollegiums. Wir als Red.; außerdem Fachreferenten, etwa: Reichenbach (Philos., Naturphil., Physik, \ldots\ was Sie etwa noch vorschlagen), Hahn (Logik, Grundl. d. Math.), Carnap (Philos., Logik, Logistik, Grundl. d. Math.), Frank (Physik, Naturphilos.), Neurath (Soziologie, Sozialwiss.), Grelling (Grundl. d. Math.), Dubislav (Logik). Für Biologie und Psychol. wird das Kollegium kooptieren; einstweilen ziehen die Redakteure fallweise nach eigenem Gutdünken Fachleute zu. Jeder der beiden Red. (Sie und ich) hat in gleicher Weise das Recht, Aufsätze anzunehmen, die ein zuständiger Fachreferent (das kann er selbst sein) positiv begutachtet hat. Auf diese Weise sind Sie in manchen Gebieten unabhängig von Fachreferenten, in andern haben Sie in Berlin einen zuständigen; so daß dieser Modus den Geschäftsgang sicherlich nicht unnötig erschwert. Das Kollegium erweitert sich durch Kooption. Wir erwarten auch noch weitere Vorschläge von Ihnen für Fachref., auch für schon besetzte Fächer; mehrfach Besetzung schadet nichts. Ein Appell ans Gesamtkollegium fällt jetzt ganz fort, wie Sie es ja wünschen. Bei Raummangel steht jedem der beiden Red. höchstens die Hälfte des Abhandlungsteils der Zeitschr. zur Verfügung. Die Zusammenstellung der Nummern führen Sie durch. Der Verkehr mit Verlag und Druckerei liegt in Ihrer Hand. Die von mir angenommenen Mss. schicke ich an Sie. Auf dem \uline{Titelblatt} soll nur stehen: Herausgeg. im Auftrage der Vereine \ldots{} u. \ldots\ von \begin{center} M. Schlick\\ H. Reichenbach und R. Carnap \end{center} Die Liste der Fachreferenten soll nur auf der 2. Umschlagseite bei den Redaktionsnotizen stehen. Zum \uline{Titel} ein neuer Vorschlag: \uline{Fundamenta}, Zeitschrift für Grundlagenforschung (oder: Forschungen üb. d. Grundlagen der Wiss., ohne ,,Zeitsch.``). Falls Sie nicht hierfür sind, vielleicht einfach ,,Grundlagenforschung``. \uline{Haltung und Inhalt}. Dem Red. Koll. soll auch das Recht und die Pflicht zukommen, sich beratend über die Gesamthaltung der Zeitschr. zu äußern. Unsere Besprechung hat ergeben, daß man sehr damit einverstanden ist, daß die ZS im Allg. leichtverständlich gehalten wird, daß aber doch auch schwierige Originalarbeiten erscheinen sollen, auch mit Formeln usw. Dabei soll aber Gewicht darauf gelegt werden, daß solche Arbeiten durch entsprechende Einführungen der Verfasser oder der Redaktion auch weniger Vorgebildeten nahegebracht werden. So scheint uns auch die Pflege der logischen Methode zum Aufgabenkreis der ZS zu gehören. Es ist Aufgabe der Redakteure, dahin ausgleichend zu wirken, daß solche schwierigeren Abhandlgn. nicht zu viel Raum einnehmen. Es ist etwa gedacht an die Haltung der ,,Naturwiss.``, die ja neben leichtverst. auch gelegentlich Aufsätze in schwieriger Fachsprache bringen. Unsere ZS soll eher noch etwas strenger sein als die ,,NW``, denn sie soll ja wenigstens bis zu einem gewissen Grade, auch die Funktion einer (wenn man so sagen will) Fachzeitschr. für Grundlagenforschung erfüllen. Wir werden alle intensiv bemüht sein, gute Aufsätze von befreundeter Seite zu beschaffen. Ich hoffe, daß wir uns auf der skizzierten Basis einigen können. Es wäre uns sehr lieb, wenn es Ihnen möglich wäre, bald zu antworten, damit wir Ihre Antwort noch vor Neuraths Abreise besprechen können. Mit herzlichem Gruß} \grussformel{Ihr\\R. Carnap} \ebericht{Brief, msl., ??? Seiten, HR 025-02-35; Briefkopf: msl. \original{Wien, den 23. Febr. 1930}.}