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Lieber Herr Behmann!
Haben Sie besten Dank für die Zusendung Ihres Briefes an Leśniewski. Ich habe von L[eśniewski]
Hiermit hätten Sie dann eine antinomienfreie Symbolik, ohne Typentheorie. Ich habe nun noch ein Bedenken. Mir scheint die Typenth[eorie] zwar durch die Ant[inomie] veranlaßt, aber auch nach deren Beseitigung noch nicht entbehrlich zu sein. Wenn ich Sie recht verstanden habe, halten Sie \(f(f)\) im allg. für sinnvoll. Ich möchte dagegen (ohne das ganz bestimmt vertreten zu können) meinen, daß, wenn irgendeine Betrachtung von bestimmten Gegenständen ausgeht, dann die Eigenschaften dieser Geg[enstände] auf einer ganz andern Ebene liegen als die Geg[enstände] selbst, und die Eig[enschaften] der Eig[enschaften] wieder auf einer neuen Ebene. Sind „\(f(a)\)“ und „\(g(a)\)“ sinnvoll, so scheint mir „\(f(g)\)“ sinnlos; z. B. „dies Ding \(a\) ist rot“, „\(a\) ist schwer“, aber sinnlos: „das Rotsein ist schwer“. Ich kann mir keinen konkreten Fall denken, in dem „\(f(a)\)“, „\(g(a)\)“ und „\(f(g)\)“ sinnvoll wären.
Trotzdem kann Ihre Art der Logik symbolisch einwandfrei sein. Möglicherweise läuft schließlich die Entscheidung zwischen einer Logik ohne Typenth[eorie] (nach Ihrer Art) und einer L[ogik] mit TT. [Typentheorie] hinaus auf eine Entscheidung durch Konvention, d. h. nach Einfachheitsgründen. Das läßt sich aber gegenwärtig noch nicht übersehen.
Ihre ausführlichen Bemerkungen zu meinen axiomat[ischen] Untersuchungen sind mir sehr wertvoll gewesen. Die endgültige Fertigstellung der Arbeit ist aber wegen anderer Dinge liegen geblieben. Ich werde nun in Prag
Mit besten Grüßen
Ihr
R. Carnap
Brief, msl., 1 Seite, RC 115-10-14 (Dsl. RC 028-07-02); Briefkopf: gestempelt Dr. Rudolf Carnap  /  Wien XIII\,/\,5, Ameisbachzeile, msl. Wien, den 20. Juli 1929.