\brief{Heinrich Behmann an Rudolf Carnap, 17. Juli 1929}{Juli 1929} %Halle (Saale), den 17. Juli 1929. %Moltkestr. 5 III. \anrede{Lieber Herr Carnap!} \haupttext{Noch immer nicht bin ich dazu gekommen, mein Versprechen bezüglich der Auflösung der Paradoxien einzulösen. Dies lag nur zum Teil am Zeitmangel, zum wesentlicheren Teil wohl daran, weil es mir noch nicht recht gelungen war, die Auflösung des Paradoxons der Menge aller Dinge und der größten Kardinalzahl auf eine kurze und übersichtliche Form zu bringen. Nun gibt mir sowohl mein für die Prager Tagung\II{\pragertagung} geplanter Vortrag als auch die Zusendung der ganz interessanten Schrift ,,Grundzüge eines neuen Systems der Grundlagen der Mathematik``\IW{} (Sonderabdruck aus den Fundamenta Mathematicae\II{}) durch den Verfasser St. Leśniweski\IN{\lesniewski} (Universität Warschau\II{\universitaetwarschau}) Veranlassung, mich erneut um eine strengere Darstellung meiner Theorie der Widersprüche zu bemühen. Ich schicke Ihnen der Einfachheit halber beifolgend einen Durchschlag meines an Herrn L[eśniweski]\IN{\lesniewski} gerichteten Briefes. Er hat nämlich, wie er in seiner Schrift\II{} mitteilt, eine eigene Typentheorie aufgestellt, von der er selber nicht befriedigt ist und die er nur als Notbehelf betrachtet. Ich habe ihm daraufhin meine Theorie mitgeteilt, und erst während dieser Niederschrift ist es mir gelungen, für die Auflösung des genannten Paradoxons die nach meiner Ansicht treffende Form zu finden. Ich hoffe, daß wir auf der Prager Tagung\II{\pragertagung} Gelegenheit haben werden, uns näher über die Einzelheiten auszusprechen. Da ich mehrere Durchschläge gemacht habe, bleibt der übersandte zu Ihrer Verfügung. Für die Übersendung Ihres ,,Abrisses``\IC{\logistik} meinen besten Dank! Ich habe gelegentlich mit Herrn Baer\IN{\baer} über Ihre ,,Untersuchungen zur Axiomatik``\IC{\axiomatikms} gesprochen und den Eindruck bekommen, daß er mit seinem Bedenken \neueseite{} hinsichtlich der Möglichkeit der Nichtexistenz eines endlichen Axiomensystems Recht zu haben scheint. Da ich erst nach Absendung Ihrer Schrift\IC{} davon erfahren hatte, kann ich Ihnen keine bestimmt formulierte eigene Meinung mitteilen. Auf jeden Fall würde auch ich es für geboten halten, bei einer Überarbeitung diesen Punkt nach Möglichkeit in Ordnung zu bringen. Einiges Material finden Sie, wie ich glaube, in der letzten Arbeit\IW{} von Hertz\IN{\hertzpaul} in den Math. Annalen\II{}. Während des August ist meine Anschrift: Neulohe, Post Affoldern (Waldeck). Ihnen angenehme Ferienerholung wünschend, grüßt Sie} \grussformel{Ihr\\ H. Behmann} \ebericht{Brief, msl., 2 Seiten, \href{https://doi.org/10.48666/855517}{RC 028-07-03 (Dsl. RC 115-10-13)}; Briefkopf: msl. \original{Halle (Saale), den 17.\,Juli 1929 \,/\, Moltkestr. 5 III}.}