Noch immer nicht bin ich dazu gekommen, mein Versprechen bezüglich der Auflösung der Paradoxien einzulösen. Dies lag nur zum Teil am Zeitmangel, zum wesentlicheren Teil wohl daran, weil es mir noch nicht recht gelungen war, die Auflösung des Paradoxons der Menge aller Dinge und der größten Kardinalzahl auf eine kurze und übersichtliche Form zu bringen.
Nun gibt mir sowohl mein für die Prager TagungITagung für Erkenntnislehre@1. Tagung für Erkenntnislehre der exakten Wissenschaften, Prag, 15.-17.IX.1929 geplanter Vortrag als auch die Zusendung der ganz interessanten Schrift „Grundzüge eines neuen Systems der Grundlagen der Mathematik“B (Sonderabdruck aus den Fundamenta MathematicaeI) durch den Verfasser St. LeśniweskiPLesniewski@Le\'sniewski, Stanisław, 1886–1939, poln. Philosoph (Universität WarschauIUniversität Warschau) Veranlassung, mich erneut um eine strengere Darstellung meiner Theorie der Widersprüche zu bemühen. Ich schicke Ihnen der Einfachheit halber beifolgend einen Durchschlag meines an Herrn L[eśniweski]PLesniewski@Le\'sniewski, Stanisław, 1886–1939, poln. Philosoph gerichteten Briefes. Er hat nämlich, wie er in seiner SchriftI mitteilt, eine eigene Typentheorie aufgestellt, von der er selber nicht befriedigt ist und die er nur als Notbehelf betrachtet. Ich habe ihm daraufhin meine Theorie mitgeteilt, und erst während dieser Niederschrift ist es mir gelungen, für die Auflösung des genannten Paradoxons die nach meiner Ansicht treffende Form zu finden.
Ich hoffe, daß wir auf der Prager TagungITagung für Erkenntnislehre@1. Tagung für Erkenntnislehre der exakten Wissenschaften, Prag, 15.-17.IX.1929 Gelegenheit haben werden, uns näher über die Einzelheiten auszusprechen. Da ich mehrere Durchschläge gemacht habe, bleibt der übersandte zu Ihrer Verfügung.
Für die Übersendung Ihres „Abrisses“B1929@Abriß der Logistik. Mit besonderer Berücksichtigung der Relationstheorie und ihrer Anwendungen, Wien, 1929 meinen besten Dank! Ich habe gelegentlich mit Herrn BaerPBaer, Reinhold, 1902–1979, dt.-am Mathematiker, verh. mit Marianne Baer über Ihre „Untersuchungen zur Axiomatik“B1928@Untersuchungen zur allgemeinen Axiomatik, Darmstadt, 2000 sowie (RC 080-34 und RC 081-01), 1927–1930 gesprochen und den Eindruck bekommen, daß er mit seinem Bedenken 🕮 hinsichtlich der Möglichkeit der Nichtexistenz eines endlichen Axiomensystems Recht zu haben scheint. Da ich erst nach Absendung Ihrer SchriftB davon erfahren hatte, kann ich Ihnen keine bestimmt formulierte eigene Meinung mitteilen. Auf jeden Fall würde auch ich es für geboten halten, bei einer Überarbeitung diesen Punkt nach Möglichkeit in Ordnung zu bringen. Einiges Material finden Sie, wie ich glaube, in der letzten ArbeitB von HertzPHertz, Paul, 1881–1940, dt. Physiker und Philosoph, verh. mit Helene Hertz in den Math. AnnalenI.
Während des August ist meine Anschrift: Neulohe, Post Affoldern (Waldeck).
Ihnen angenehme Ferienerholung wünschend, grüßt Sie