\brief{Rudolf Carnap an Hans Reichenbach, 28. Februar 1929}{Februar 1929} %Wien, den 28.Febr.1929. \anrede{Lieber Reichenbach,} \haupttext{als ich vor einigen Tagen zwei Rezensionen\IC{} \IC{} an die Kantstudien\II{\kantstudien} schickte, schrieb mir Liebert\IN{\rjliebert}, daß er sich bemühen würde, sie ,,möglichst noch in diesem Jahre`` (!) zu veröffentlichen. In Anbetracht dieses Tempos wäre es mir sehr lieb, wenn Sie die Besprechung meines Buches\IC{\konstitutionstheorie} auch bald an die Kantst[udien]\II{\kantstudien} schicken könnten, damit sie auch noch ,,möglichst in diesem Jahre`` herauskommt. Es ist ja schlimm, wieviel Zeit zwischen dem Erscheinen des Buches und dem Erscheinen der Besprechungen vergeht. Der ,,Philos[ophischer] Anz[zeiger]``\II{}\blockade{Sigle?} wollte mir Müllers\IN{} MS\IW{} zuschicken; bisher habe ich aber noch nichts weiter gehört. Im vorigen Sommer habe ich schon Ihr Buch\IW{\reichenbachraumzeit} auf meinen Reisen mit herumgeschleppt, um, wenn Müllers\IN{} Aufsatz\IW{} käme, gleich bereit zu sein. Der scheint sich aber auch Zeit zu nehmen. Ich habe in diesem Semester hier Übungen über Ihr Buch\IW{\reichenbachraumzeit} abgehalten. Ich hatte im vorigen Sem. über die Grundl[agen] d[er] Geom[etrie] gelesen, und habe jetzt mit ,,Fortgeschrittenen`` einige besondere Probl[eme] besprochen. Die Studenten schätzen auch das Buch\IW{\reichenbachraumzeit} sehr als verständliche und ausführliche Übersicht des ganzen Problemkreises; aber sie klagten sehr über den Preis. Nur wenige kauften es; einige holten es aus Bibliotheken, mehrere behalfen sich ganz ohne; und ich wollte auch (insbesondere in Anbetracht der Wiener Geldverhältnisse) ihnen nicht zwangsweise diese große Ausgabe zumuten. Einen Einfluß auf den Verleger im Punkte der Preisfestsetzung können Sie wohl kaum ausüben? Beiliegend einige alte Briefe zurück, die ich mal von Ihnen erbat. Wo sind Sie in den Ferien? Ich gehe wahrsch[einlich] zu den Hochschulkursen nach Davos\II{\davoserhochschulkurs} (17.\,März-6.\,Apr.). Haben Sie nicht auch Lust, hinzukommen? Von einem Freund, der vor einem Jahre teilgenommen hat, hörte ich, daß es interessant gewesen sei. Sie haben wohl das Programm schon gesehen? Cassirer\IN{\cassirerernst}, Heidegger\IN{\heidegger}, Nohl\IN{\rjnohl}, Riezler\IN{\riezler} u.\,a. könnte man da kennenlernen, auch einige Pariser Größen (Brunschwicg\IN{\brunschvicg}, Lichtenberger\IN{}); auch werden Skitouren gemacht (was ich allerdings diesen Winter noch bleiben lasse). Als Dozent bekommen Sie in jedem gewünschten Hotel Vorzugspreis 12, - fr. für volle Pension. Also ich hoffe, Sie da zu treffen. Wir sollten dann bei Cassirer\IN{\cassirerernst} und den andern maßgebenden Leuten anzuregen versuchen, daß solche Kurse (die man jährlich machen will), auch mal über Philos[ophie] u. Naturwiss[enschaften] gemacht würden: mit Ihnen, Schlick\IN{\schlick}, Weyl\IN{\weyl}, mir usw. Ich werde dann vermutlich noch einige weitere Wochen bis Ende Apr. oben bleiben. Haben Sie die ,,Scheinprobleme``\IC{\scheinprobleme} gelesen? Was sagen Sie zu meiner Ablehnung der Realismusfrage? Schlick\IN{\schlick} ist jetzt völlig mit mir einig hierin. Mit herzlichen Grüßen} \grussformel{Ihr\\ R. Carnap} \ebericht{Brief, msl., 1 Seite, \href{https://doi.org/10.48666/848670}{HR 014-03-20}; Briefkopf: msl. \original{Wien, den 28.\,Febr.\,1929}.}