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Lieber Herr Dr. Carnap!
Für die freundliche Übersendung Ihres Manuskriptes der „Axiomatik“
Sie fordern mich zu Stellungnahme im Ganzen und Einzelkritik auf. Zu ersterer fühle ich mich nicht berufen, aber ich möchte doch sagen, daß mich Ihre Untersuchungen sehr freuen. M. E. haben Sie damit die Basis für alle weiteren Untersuchungen gelegt. Auf einige Einzelheiten möchte ich näher eingehen. Im folgenden gebe ich erst einige Schreibfehler in Formeln an, dann mache ich einige Bemerkungen zu verschiedenen Einzelheiten, dann zur Grunddisziplin und endlich zu Formalismus und Konstruktivismus.
1) S. 22 Z. 9 v. o. heißt es x’u statt
S. 49 Z. 11 v. u. “ “ \(\rightarrow \) “ \(\sim \)
S. 61 Z. 6 v. o. “ “
S. 80 Z. 11 v. u. “ “
S. 95 Z. 1 v. u. “ “ entscheidbar statt ableitbar
2) zu S. 13 f. Typentheorie. Wäre hier nicht die Bemerkung angebracht, daß man weitgehend mit einer Stufentheorie auskommen [würde], also ohne Typeneinteilung? Soviel ich sehe kann vollständige Isomorphie ebenso gut in Bezug auf Stufen wie in Bezug auf Typen definiert werden (S. 59 ff.).
zu S. 18 Isomorphie. Die Definition der Isomorphie scheint mir etwas weit zu sein. Danach können z. B. eine eieindeutige,
zu S. 93 Mitte: Vorhandensein von Anwendungsfällen gleichbedeutend mit Vorhandensein von Modellen. Diese Behauptung ist hypothetisch; ich möchte sie die Hypothese des Logizismus nennen: daß keine Struktur axiomatisch erfaßbar ist, die nicht schon logisch erfaßbar ist. Dazu gehören die Bemerkungen zur Grunddisziplin.
S. 46 Z. 8 v. u. würde ich die Worte „nach dem Vorgange von Hilbert
S. 96/7. „leer“ und „widerspruchsvoll“ gleichbedeutend. Die erste Hälfte (jedes widerspruchsvolle AS ist leer) beruht auf Widerspruchsfreiheit der Logik (Relationstheorie). Diese ist bisher noch nicht bewiesen, muß aber vorausgesetzt werden. – Die 2. Hälfte (jedes leere AS ist widerspruchsvoll) steht im Zusammenhang mit dem zu S. 43 gesagten und mit der Rolle, die bei Ihnen die Implikationsaussage spielt. Der Satz: \((R)(fR\rightarrow gR)\)
S. 77 versprechen Sie einen Abschnitt über Maximalstrukturen, der mich sehr interessieren würde. Vielleicht erzählen Sie mir in
zu § 28 ff.: Monomorphie und Nichtgabelbarkeit. Mit diesen Ihren Ausführungen bin ich völlig einverstanden, soweit sie nicht auf der Voraussetzung „leer = widerspruchsvoll“ basieren. Meine früheren Bedenken gegen den Satz, daß jedes polymorphe AS gabelbar
3) zur Grunddisziplin und zum Entscheidungsproblem: Ich möchte Ihre Grunddisziplin Relationstheorie nennen und verstehe dann unter Logik denjenigen Teil davon, der noch den Prädikatenkalkül (v. Hilbert
Sie zeigen: wenn die Grunddisziplin entscheidbar ist, dann ist jedes monomorphe AS entscheidungsdefinit. Die Relationstheorie ist es nicht. Daraus ergibt sich das Problem: Einen entscheidbaren Kern der Relationstheorie zu finden. Wenn ein solcher Kern existiert (es könnte etwa die Logik sein, s. Hilbert
Von der Wahl der Grunddisziplin hängt auch ab, ob aus der Entscheidungsdefinitheit der Arithmetik Peanos
Für den Intuitionisten, und m. E. auch für den Finitisten Hilbert
4) Absolutismus, u.s.w.
Mit dem Konstruktivismus kann ich mich nicht so recht befreunden. Wenn man schon a-Begriffe und k-Begriffe unterscheidet, dann sollte man auch a-Negat und k-Negat auseinanderhalten. Wer a-Begriffe ablehnt, müßte auch das a-Negat ablehnen – und damit entfällt für ihn der Satz vom ausgeschlossenen Dritten überhaupt. Denn er ist eine Aussage über eine Eigenschaft und ihr a-Negat. Für denjenigen, für den a-Negate sinnlos sind,
Ist übrigens sicher, daß Absolutismus und Konstruktivismus wesentlich verschieden sind? Oder ist es nicht vielleicht möglich, daß alle Definitionen, Beweise u.s.w. des Absolutismus durch entsprechende Umformung auch im Konstrukt[ivismus] sinnvoll werden? Dann würde die Beschränkung der „Es gibt“-Definitionen…durch a-Negat wettgemacht.
Daß der Konstruktivismus sehr absolutistisch ist,
Damit ist natürlich nichts gegen den Konstruktivismus an sich gesagt.
Mit freundlichem Gruß
Ihr
H. Härlen
PS. Beim Durchlesen dieses Briefes finde ich, daß er den Eindruck, den Ihre „Axiomatik“
Brief, hsl., 4 Seiten, RC 081-01-34; Briefkopf: gestempelt Dr. H. Härlen, hsl.