\brief{Hans Reichenbach an Rudolf Carnap, 1. August 1928}{August 1928} %1.8. 8 \anrede{Lieber Carnap,} \haupttext{ich habe wegen der Besprechung Ihres Buches\IC{\konstitutionstheorie} gleich an Liebert\IN{\rjliebert} geschrieben und denke, daß er mir sehr gern die Besprechung überlassen wird. Es wird mich sehr freuen, wenn ich über Ihr Buch\IC{\konstitutionstheorie} zu schreiben Gelegenheit haben werde! Mein Aufsatz\IW{} in der Voss\II{} geht Ihnen zu. Dr. Unger\IN{\ungererich} ist der Leiter einer ,,Philosophischen Gruppe``\II{} die sich Reform der Philosophie zum Ziel gesetzt hat und dieses Ziel durch Wiederaufrichtung der griechischen und hebräischen Philosophie erreichen will. Ich kenne die Leute persönlich von einem Vortrag her, den ich bei Ihnen im Frühjahr hielt; es sind Literaten ohne jede Ahnung von Naturwissenschaft und mathematischer Logik, die mit intellektueller Gewandtheit Nächte lang diskutieren und Leute verführen, ohne irgend etwas Produktives herauszubringen. Auch sind sie natürlich schrecklich arrogant und glauben sich klüger als die ganze Welt. Ich habe auf den entsetzlich dummen Brief von Unger\IN{\ungererich} eine Entgegnung geschrieben, obgleich ich ihm schon einmal mündlich deutlich genug erklärt habe, daß der von ihm genannte Unterschied zwischen allgemeinem Kausalgesetz und Einzelgesetz eine Trivialität ist und selbstverständlich von mir genau berücksichtigt wird, daß es aber gerade um die Geltung des allgemeinen Kausalgesetzes geht. Ich plane mit meiner Familie an die Ostsee zu fahren, das ist mit kleinen Kindern das beste. Ins Gebirge kann ich diesmal leider nicht fahren! Es wäre nett, wenn Sie mal durch Berlin kämen zum Anfang des neuen Semesters. Herzliche Grüße} \grussformel{Ihr\\{}[Hans Reichenbach]} \ebericht{Brief, msl. Dsl., 1 Seite, \href{https://doi.org/10.48666/871179}{HR 015-27-03}; Briefkopf: msl. \original{1.\,8.\,[192]8}.}