vielen Dank für Deinen ausführlichen Brief. Ich hoffe, die Weihnachtsferien haben Dir noch recht gut getan.
Auf Deinen Rat hin werde ich den Titel des BuchesB1928@Der logische Aufbau der Welt, Berlin-Schlachtensee, 1928 ungeändert lassen. Nun komme ich schon wieder mit einer Bitte um Deinen Rat, nämlich inbezug auf den Randstrich. Aus beiliegenden Briefen von mir und BenaryPBenary, Wilhelm, 1888-1955, dt. Psychologe und Verleger ersiehst Du meine Gründe und B[enary]sPBenary, Wilhelm, 1888-1955, dt. Psychologe und Verleger Gegengründe. Diese überzeugen mich aber noch nicht ganz. Besonders auch deshalb möchte ich Deine Ansicht hören, weil ich ja im Abriß der LogistikB1929@Abriß der Logistik. Mit besonderer Berücksichtigung der Relationstheorie und ihrer Anwendungen, Wien, 1929 auch den Randstrich (sogar verschiedene, und auch B- u. L-Zeichen) anwenden will. Ich gebe allerdings zu, daß bei dem „Aufbau“B1928@Der logische Aufbau der Welt, Berlin-Schlachtensee, 1928, als einem (fast) reinen Textbuch die Frage des Randstriches aus Stilgründen schwieriger liegt als in dem AbrißB1929@Abriß der Logistik. Mit besonderer Berücksichtigung der Relationstheorie und ihrer Anwendungen, Wien, 1929, mit seinen ohnehin schon vielen Zeichen und Formeln. Aber mir scheint doch, man sollte dem Leser das Herauslesen des Kernes (der nur einen kleinen Bruchteil des Buches umfassen würde) ermöglichen. Nicht nur die wenigen schon etwas Orientierten würden ihn benutzen, sondern manche, denke ich, die sonst aus Zeitmangel das Buch überhaupt nicht lesen würden. Kein Mensch kann doch heute mehr ein dickes Buch ganz lesen. Jeder liest doch „diagonal“. Und da will ich dann doch lieber dafür sorgen, daß der Durchblätternde das Wichtigste erfährt; sonst bekommt er eine zufällige Auslese von Sätzen, die ihn sicher manchmal seltsam anmuten, und er macht sich dann ein höchst schiefes Bild. Ich selbst würde solche Zeichen sehr gern in Büchern, die ich lese, finden; ich weiß nicht, ob andre sich über solchen suggestiven Zwang eher ärgern. Wenn der Randstrich nicht gemacht werden soll, könnte ich vielleicht am Schluß des Buches eine kurze Zusammenfassung der einzelnen Kapitel geben (wie es HassPSchreibweise des Namens? in seiner Theor. PhysikB sehr gut gemacht hat).
In der Frage der B- u. L-Zeichen bin ich eher geneigt, BenaryPBenary, Wilhelm, 1888-1955, dt. Psychologe und Verleger nachzugeben: „Beispiel“ und „Literatur“ in Versalien.
Das MsB wird in den nächsten Tagen druckfertig an BenaryPBenary, Wilhelm, 1888-1955, dt. Psychologe und Verleger abgehen. Ich bin froh, daß es jetzt soweit ist. B[enary]PBenary, Wilhelm, 1888-1955, dt. Psychologe und Verleger hat mit der Druckerei schon den Vertrag abgeschlossen, sodaß dann der Druck gleich losgehen kann (nachdem B[enary]PBenary, Wilhelm, 1888-1955, dt. Psychologe und Verleger noch das MSB durchgesehen hat, inbezug auf Druckausstattung u. dergl[eichen]). Die Frage des Randstriches braucht ja erst bei der Korrektur entschieden zu werden.
Das BuchB von C[assius] J[ackson] KeyserPKeyser, Cassius Jackson, 1862–1947, am. Mathematiker ist lehrreich und interessant. Vom log[ischen] Gesichtspunkt aus enthält es zwar kaum Neues. Aber die Darstellung der log[ischen] Fragen (im Wesentlichen in RussellsPRussell, Bertrand, 1872–1970, brit. Philosoph, in zweiter Ehe verh. mit Dora Russell, ab 1936 verh. mit Patricia Russell Sinne) ist gut und gerade für Studenten geeignet, im Amerikanischen Stil mit allerhand Beispielen, Gleichnissen aus d[em] prakt[ischen] Leben usw. Interessant ist auch die Verknüpfung mit der log[ischen] Fragen mit einer allg[emeinen] Lebenseinstellung. K[eyser]PKeyser, Cassius Jackson, 1862–1947, am. Mathematiker ist an der Columbia-Un[iversity]IColumbia University, New York NY; ich habe ihn damals in N[ew] Y[ork] kennengelernt. Falls Du vor der Anschaffung das BuchB ansehen möchtest, könnte Dir vielleicht KaufmannPKaufmann, Felix, 1895–1949, öst.-am. Philosoph, verh. mit Else Kaufmann es aus meinem Zimmer (alphab[etische] Anordnung) mal mitbringen.
Zu dem guten Erfolg des Konzertes herzlichen Glückwunsch! Wird von dem Geld auch etwas für eine Wandtafel in d[er] Boltzmanngasse bewilligt? Für die Bücheranschaffungen möchte ich noch die neuen von RussellPRussell, Bertrand, 1872–1970, brit. Philosoph, in zweiter Ehe verh. mit Dora Russell, ab 1936 verh. mit Patricia Russell vorschlagen: Analysis of MatterB1B. Russell: The Analysis of Matter. – London, 1927, und: Outline of PhilosophyB. Ich habe sie beide hier, aber noch nicht gelesen. 🕮
FraenkelPFraenkel, Abraham, 1891–1965, dt.-israel. Mathematiker schickt mir soeben von der 3. Aufl. seiner MengenlehreBFraenkel, Abraham!1928@Einleitung in die Mengenlehre, 3. Aufl., Berlin, 19282genaues Zitat, die gerade im Druck ist, die Korr[ektur]-bogen der Kapitel über die Antinomien, Typentheorie und Logistik, mit der Bitte um Bemerkungen. Er bespricht da ausführlich und gut diese logischen Probleme. Er geht auf die Schwierigkeiten teilweise noch ausführlicher ein als in seiner „Grundlegung“B. Ich werde ihm zur Darlegung meiner Auffassung in einigen Punkten einige Blätter aus dem „Abriß“B1929@Abriß der Logistik. Mit besonderer Berücksichtigung der Relationstheorie und ihrer Anwendungen, Wien, 1929 schicken. Darf ich ihm schon sagen, daß der AbrißB1929@Abriß der Logistik. Mit besonderer Berücksichtigung der Relationstheorie und ihrer Anwendungen, Wien, 1929 in Eurer SammlungI Schriften zur wissenschaftlichen Weltauffassung, Buchreihe erscheinen wird, und steht der Name der Slg.I Schriften zur wissenschaftlichen Weltauffassung, Buchreihe schon fest? Oder sollte man das vor dem endgültigen Beschluß des Verlages lieber noch nicht tun?
Mein gesundheitliches Befinden entwickelt sich zufriedenstellend.
Ich hoffe, auch Dir geht es gut; ich wollte, ich könnte Dir etwas Sonne von hier hinüberschicken.
Mit herzlichem Gruße