Rudolf Carnap an Moritz Schlick, 17. September 1927 September 1927

Lieber Schlick!

Besten Dank für Deine Karte mit FeiglPFeigl, Herbert, 1902–1988, öst.-am. Philosoph, seit 1931 verh. mit Maria Feigl und den ausführlichen Brief v. 4.
Seit zwei Tagen macht mir meine Lunge wieder etwas zu schaffen. Ich werde mich röntgen und untersuchen lassen. Diesmal rechts. Ärgerlich sowas. Meine FamiliePCarnap, Elisabeth, 1895–1987, auch Cha oder Chacha, Grafologin, Tochter von Luisa und Heinrich Schöndube, von 1917 bis 1929 verh. mit Rudolf CarnapPCarnap, Hanneliese, 1920–2016, Tochter von Rudolf und Elisabeth CarnapPCarnap, Johannes, 1922–2012, auch Brüderle, Pfarrer, Sohn von Rudolf und Elisabeth CarnapPCarnap, Eline Dorothea, *1926, verh. Angermann, auch Lini, Graphologin, Tochter von Elisabeth Carnap und Broder ChristiansenPCarnap, Annemarie Hedwig, 1918–2007, auch Töchterle, Tochter von Rudolf und Elisabeth Carnap kommt erst am 9. Okt. in Hamburg an; jetzt werde ich wohl nicht hinreisen können.
Wegen des MSB will BenaryPBenary, Wilhelm, 1888-1955, dt. Psychologe und Verleger, der es von sich aus nicht mehr machen kann, mit einem Herrn von De GruyterIde Gruyter Verlag, mit dem er zu tun hat, sprechen. Ich habe ihm Dein Gutachten und das Inh[alts]-Verz. geschickt.
Auf die Realismus-Aufsätze hat mir LinksPLinks, Rudolf, 1883-1938, öst. Offizier und Mediziner, stud. bei Moritz Schlick sehr ausführl[ich] seine Gedanken mitgeteilt. Falls Du ihn in W[ien] siehst, grüße ihn bitte und entschuldige mich, daß ich vorläufig nicht erwidern kann. Ich muß meist liegen.
MajaPRosenberg, Maja, 1904–1969, russ.-israel. Pädagogin, Schülerin von Moritz Schlick, verh. mit Moro Bernstein und MoroPBernstein, Moro, Lehrer, verh. mit Maja Rosenberg, die armen! Sie machen sich aber das Leben schwerer als es sein müßte. Nach der von mir nicht vorausgesehenen Wirkung meiner Worte zu MoroPBernstein, Moro, Lehrer, verh. mit Maja Rosenberg bin ich natürlich in meinen Briefen doppelt vorsichtig gewesen. Er hatte mir gesagt, in welcher Weise er versuchen wolle, MajasPRosenberg, Maja, 1904–1969, russ.-israel. Pädagogin, Schülerin von Moritz Schlick, verh. mit Moro Bernstein Unaufrichtigkeit pädagogisch zu behandeln. Vom Schiff schrieb er dann eine sehr niedergedrückte Karte, ich zeigte sie Dir wohl damals. Darauf schrieb ich ihm ermutigend, er solle den Mut nicht sinken lassen; so, wie er mirs gesagt habe, glaubte ich zuversichtlich, werde er allmählich zu vollem Erfolge mit ihr kommen. Ich bat ihn, das Erlebte nicht zu tragisch zu nehmen; von „verzeihen“ schrieb ich nichts, soviel ich weiß. Es ging mir mehr um seine Depression, an ihre „Schuld“ zu denken, schien mir unwesentlich. Aller 🕮 dings hätte ich es von MajaPRosenberg, Maja, 1904–1969, russ.-israel. Pädagogin, Schülerin von Moritz Schlick, verh. mit Moro Bernstein richtiger gefunden, ihn nach dem Geschehnis am letzten Tage offen aufzuklären. Mein Rat in dieser Richtung später wurde aber von ihr sehr schroff zurückgewiesen, da sie MoroPBernstein, Moro, Lehrer, verh. mit Maja Rosenberg besser kenne als ich und wisse, was da auf dem Spiel stehe. Selbstverständlich konnte ich mich da nur an sie wenden; MoroPBernstein, Moro, Lehrer, verh. mit Maja Rosenberg gegenüber habe ich nichts davon gesagt; das ist ja nun die Sache der beiden allein. Ich wünschte, sie machten einen Strich unter alles und fingen einfach ein ganz neues Leben an; aber dann mit rücksichtsloser Offenheit auf beiden Seiten von jetzt ab; anders ist es für ihn unmöglich, und ich weiß nicht, ob sie die Kraft dazu hat.
Mit meinem AbrißB1929@Abriß der Logistik. Mit besonderer Berücksichtigung der Relationstheorie und ihrer Anwendungen, Wien, 1929 bin ich beim Tippen; etwas mühselig wegen der vielen Formeln. Jetzt leider zunächst unterbrochen. Der Text ist fertig, hoffentl[ich] gehts mit dem Tippen bald weiter.
Ich wünsche Dir noch eine recht schöne Zeit in Italien.

Mit herzlichem Gruß
ksl.

Brief, msl. Dsl., 2 Seiten, RC 029-32-01; Briefkopf: msl. Buchenbach i. B., den 17. Sept.1927.


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