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Liebe Freunde‚
ich schicke Euch hier zwei Aufsätze im Ms.
Ich glaube zwar, daß ich mich mit diesen Gedanken vielleicht in Widerspruch zu Euren Auffassungen setze. Wenn es so ist, so wollen wir doch trotzdem nicht die Bemühungen aufgeben, unsre entgegengesetzten (oder in manchen Punkten von einander abweichenden) Standpunkte zu mindesten möglichst klar gegenseitig zu verstehen. Zu der hier dargestellten antimetaphysischen Auffassung (genauer: der Auffassung, daß es nicht möglich ist, die metaphysischen Probleme innerhalb der Wissenschaft, d. h. mit begrifflichen Hilfsmitteln, auszusprechen) habe ich, wie ihr wißt, schon immer geneigt, ohne sie jedoch genauer begründen zu können. Hier beschränke ich mich nun auf ein bestimmtes Problem: den Realismusstreit. Man hat dieses Problem bisher für ein wissenschaftliches, und zwar erkenntnistheoretisches, gehalten. Ich glaube nun, zeigen zu können, daß die Thesen pro und contra Realismus gar keinen theoretischen Inhalt haben (sondern vielleicht Ausdruck für eine lebenspraktische Einstellung sind, oder etwas ähnliches, nicht rationales). Das ist im zweiten Aufsatz (Realismusthese
Für einige briefliche Bemerkungen wäre ich Euch dankbar (wenn möglich, in mehreren Ex., für die andern mit); vergeßt nicht die Bitte am Schluß von II.
Mit bestem Gruß
Carnap
Brief, msl., 2 Seiten; WF; Briefkopf: msl. Buchenbach i. B., Sept. 1927, msl. An Flitner, Freyer, Roh.