für Deinen Brief herzlichen Dank! Aus Sommerfaulheit hatte ich ihn noch nicht beantwortet. Heute kam nun Deine günstige Nachricht über die N[ot]GemeinschaftINotgemeinschaft der deutschen Wissenschaft– ich gratuliere! Ich denke sicher, daß C.Cassirer?I jetzt den Verlag übernehmen wird, besonders wenn Du ihm in der Frage des Honorars entgegenkommst (z. B. so, daß er erst zahlt, wenn die Hälfte der Auflage in 3 Jahren verkauft ist oder so).
Zu der Nachricht über Frau Mau’sPGramm, Dorothea, 1896–1975, geb. Stadler, genannt Maue, verh. mit Josef Gramm BabyPGramm, Birgit, 1927–2019, auch Gittli, Tochter von Dorothea Gramm und Rudolf Carnap habe ich mich natürlich riesig gefreut, für Mutter und Kind hege ich die allerherzlichsten Wünsche und Hoffnungen. Erwarte von meiner Ferienfaulheit nicht, daß ich viel schreibe. Wald, Berge und See sind über die Maßen herrlich, genau wie im vorigen Sommer. Die Landschaft hat eine Schönheit, die nur beruhigt, nicht aufregt, auch nicht zum Philosophieren – daher geht denn auch dies Geschäft sehr langsam von statten. Aber das ist mir während der ersten Wochen 🕮 auch weniger wichtig, als gut schlafen, schwimmen und Waldluft atmen. Ich beschreibe Dir die Wonnen dieses Daseins nicht weiter, da ich bestimmt hoffe, Du wirst bald selbst herkommen.
Nun etwas sehr wichtiges: da meine Post nicht als privat behandelt wird, so bitte ich Dich dringend mir z. B. über MajaPRosenberg, Maja, 1904–1969, russ.-israel. Pädagogin, Schülerin von Moritz Schlick, verh. mit Moro Bernstein nur so zu schreiben, daß meine FrauPSchlick, Blanche Guy, 1881–1964, geb. Hardy, verh. mit Moritz Schlick es auch lesen kann, und mir unter keinen Umständen einen Brief von MajaPRosenberg, Maja, 1904–1969, russ.-israel. Pädagogin, Schülerin von Moritz Schlick, verh. mit Moro Bernstein hierher zu senden. Daß Deine letzte Sendung nicht ein großes Debacle angerichtet hat, ist nur einem sehr glücklichen Zufall und einer gewissen Geistesgegenwart zu verdanken. Vergiß es bitte nicht.
Von RamseyPRamsey, Frank Plumpton, 1903–1930, brit. Mathematiker und Philosoph erhielt ich die Antwort auf Wittgenstein’sPWittgenstein, Ludwig, 1889–1951, öst.-brit. Philosoph Schreiben. Er erzählt, daß er und W[ittgenstein]PWittgenstein, Ludwig, 1889–1951, öst.-brit. Philosoph seinerzeit mit einem starken Mißton auseinandergegangen seien, W[ittgenstein]PWittgenstein, Ludwig, 1889–1951, öst.-brit. Philosoph sei ihm so böse gewesen, daß er nicht wagte, ihm seinen Artikel zu senden. R[amsey]PRamsey, Frank Plumpton, 1903–1930, brit. Mathematiker und Philosoph wird aber vielleicht Ende 🕮 Sept. auf eine Woche nach Wien kommen und dann den Versuch machen, mit W[ittgenstein]PWittgenstein, Ludwig, 1889–1951, öst.-brit. Philosoph zu sprechen. Seine Antwort auf W[ittgenstein]sPWittgenstein, Ludwig, 1889–1951, öst.-brit. Philosoph Haupteinwand läuft darauf hinaus, daß er dessen Argumentation zwar für vollkommen richtig erklärt, aber meint, daß seine Formel
\[(\phi _{e}): \phi _e x \equiv \phi _e y\]
in der logischen Notation dennoch als adäquater Ersatz für \(x = y\) gelten könne. Wir verwenden, sagt er, \(x = y\) immer als Teil einer verallgemeinerten Satzfunktion, und in jedem solchen Falle liefere jene der resultierende allgemeine Satz den richtigen Sinn, wenn wir das obige für \(x = y\) setzen. Er habe niemals sagen wollen, daß seine Formel ein Ausdruck für die Identität von \(x\) und \(y\) sei, da er mit W[ittgenstein]PWittgenstein, Ludwig, 1889–1951, öst.-brit. Philosoph glaube, daß dies sich eben nicht ausdrücken lasse. Er habe seine Formel nur als einen Ersatz für das Symbol \(x = y\) vorgeschlagen, der für allgemeine Sätze und bei der Definition von Klassen brauchbar sei.
Ich glaube nicht, daß W[ittgenstein]PWittgenstein, Ludwig, 1889–1951, öst.-brit. Philosoph mit solchen Klassendefinitionen zufrieden wäre. 🕮 Ich werde ihm natürlich über R[amsey]sPRamsey, Frank Plumpton, 1903–1930, brit. Mathematiker und Philosoph Antwort berichten, ohne ihn aber zu einer Äußerung darüber zu drängen, die ja später mündlich erfolgen kann.
Meiner FamiliePSchlick, Blanche Guy, 1881–1964, geb. Hardy, verh. mit Moritz SchlickPSchlick, Albert, 1909–1999, Elektroingenieur, Sohn von Moritz SchlickPSchlick, Barbara, 1914–1988, verh. van de Velde, Tochter von Moritz Schlick und mir selbst geht es sehr gut; ich hoffe, Du wirst Dich bald persönlich davon überzeugen. Viele herzl[iche] Grüße