\brief{Rudolf Carnap an Elisabeth Flitner in Kiel, 7. März 1927}{März 1927} %Wien, VII. Bandgasse 32, den 7. März 1927. \anrede{Liebe Lisi!} \haupttext{Euer Gedenken zu Sylvester hat mich sehr gefreut. Nachdem nun Eure Kinder\IN{\flitnerandreas} \IN{\flitneranne} die verschiedenen Krankheiten glücklich überstanden haben, könnt Ihr Euch hoffentlich alle gesund Eures Lebens erfreun. Elisabeth\IN{\elisabeth} und den Kindern\IN{\annemarie} \IN{\hanneliese} \IN{\johannes} \IN{\eline} gehts auch gut, wahrscheinlich kommen sie im Sommer zurück. Grete\IN{\grete} hat am 6.\,Jan. einen Sohn Sven\IN{\sven} bekommen, sie sind sehr froh. Töchterle\IN{\annemarie} und Hanneliese\IN{\hanneliese} lernen zwar spanisch, aber sicherlich wurzeln sie drüben nicht fest, sondern behalten doch Deutschland als Heimat. Mir gings vor einigen Wochen nicht gut, der Pneumothorax ist wiedergekommen. Ich habe aber schon wieder seit einiger Zeit Vorlesungen halten können, und ich denke, er wird auch von selbst wieder weggehn, wie im vorigen Jahr. Ich lebe im Ganzen ziemlich einsam hier, habe eigentlich nur drei Menschen, mit denen ich öfter zusammenkomme: Schlick\IN{\schlick} und zwei ältere Studenten\IN{\feigl}\IN{\waismann},\fnE{Gemeint sein könnten Herbert Feigl und Friedrich Waismann.} mit denen mich wissenschaftliche Interessen und zugleich persönliche Neigung verbinden. Das wissensch[aftliche] Leben hier, in offiziellen Sachen und in persönlichen Gesprächen, ist sehr schön; ich glaube, daß nirgendwo im deutschen Sprachgebiet die solide, nicht subjektivistische, wissenschaftl[iche] Philosophie gegenwärtig besser gedeiht als hier. Das Büchlein\IW{} von der Mutter\IN{\rjcarnapmutter} habe ich Dir nach meinen Notizen von Wiesneck am 22.\,Okt. geschickt; so muß es verloren gegangen sein. Wahrsch[einlich] komme ich nächstens hin, dann schicke ich dir eins. Es kann wohl sein, daß ich im Sommer mal in den Norden komme, dann würde ich Euch auch gern in Kiel besuchen. Wann kommt nun Wilhelm\IN{\flitner} zum Vortrag hierher? Wie ist Bulles\IN{\bulle} Adresse? Dir, Wilhelm\IN{\flitner} und den Kindern\IN{\flitnerandreas} \IN{\flitneranne} herzliche Grüße} \grussformel{Euer\\ Rudi} \briefanhang{Adr.: Buchenbach i.\,B. vom 1.\,Mai ab: Wien XVIII, Hockegasse 77a.} \ebericht{Brief, msl., 2 Seiten, WF; Briefkopf: gestempelt \original{\blockade{wahrscheinlich nur Teil vom Stempel in Kopie} Wien, VII. Bandgasse 32}, msl. \original{den 7.\,März 1927}.}