\brief{Rudolf Carnap an Moritz Schlick, 28. Oktober 1926}{Oktober 1926} %[Buchenbach] den 28. Okt. 1926. \anrede{Lieber Herr Schlick!} \haupttext{Haben Sie vielen herzlichen Dank für die viele Mühe, die Sie sich mit der Bearbeitung des Ministeriums\II{} gemacht haben. Wie gut, daß die Sache nun nicht nochmal vor die Fakultätssitzung\II{} gebracht zu werden braucht. Wer weiß, was da noch alles geschehen wäre. Daß das Ministerium\II{} überhaupt so lange Zeit gebraucht hat, macht ja im Allgemeinen nichts aus; nur die Unmöglichkeit der Ankündigung meiner Vorlesungen ist das Bedauerliche dabei. Ich hoffe, Sie können mir einen guten Rat geben, wie ich es trotzdem fertig bringe, wenn auch nicht an alle, die es interessieren würde, heranzukommen, so doch wenigstens einige Hörer zu finden. Für die Übungen über Logistik habe ich in diesem Punkte keine Sorge. Zwei Teilnehmer hatten sich schon bei mir gemeldet, und wenn sich durch persönliches Herumsprechen noch drei weitere dazu finden, so würde mir das genügen, um die Arbeit lohnend erscheinen zu lassen; und ich denke, die Sache wird fruchtbar werden, indem die intensivere Zusammenarbeit in solch einem kleinen Kreise für die mangelnde Weite der Wirkung entschädigt. Ich freue mich schon sehr darauf. Ich bin nun beinahe zuende\blockade{Rechtschr.} mit allem, was ich hier noch zu tun hatte. Ich hatte ursprünglich vor, Samstag nach München zu fahren und Montag Abend in Wien anzukommen. Ich habe jedoch soeben eine etwas betrübende Nachricht aus Berlin bekommen (worüber ich brieflich nicht gut berichten kann) und mich daraufhin entschlossen, über Berlin zu reisen. Für Wien brauche ich dadurch keine Zeit zu verlieren, indem ich Dienstag früh dort ankommen kann. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir nach Berlin telegraphisch Bescheid geben würden, ob die ministerielle Bestätigung erfolgt ist oder wann mein Eintreffen dort Ihnen wünschenswert erscheint. Falls nicht Eile geboten ist, könnte ich noch unterwegs einen Besuch bei Frank\IN{\frankphilipp} -- Prag machen, um ihn persönlich kennenzulernen, falls Ihnen das jetzt ratsam erscheint. (Als telegr[aphische] \uline{Adresse} genügt: ,,Carnap, Askahospiz, Berlin``.) Von Dr. Siebeck\IN{\siebeck} -- Mohr\II{\mohrverlag} habe ich einen langen, aber leider absagenden Brief bekommen. Er hatte anscheinend verstanden, das MS\IC{\konstitutionstheorie} würde erst im nächsten Jahre fertig; zur Zeit sei er mit größeren MS reichlich versehen. Ich setze meine Hoffnungen nun auf die Verhandlungen mit Springer\II{\springerverlag}. Ich habe mir überlegt, daß ich das Kapitel über die Strukturaussagen herauslösen und als selbständige Arbeit\IC{} in einer Zeitschr[ift] veröffentlichen könnte. Vielleicht gelingt es so, mit Spr[inger]\II{\springerverlag} zu einer Einigung über den Umfang zu kommen. Ich habe im Ganzen 20 Bogen, Spr[inger]\II{\springerverlag} wünscht 10; kommt er mir auf 15 entgegen, so läßt sichs machen. Über alles Weitere sprechen wir uns bald mündlich. Mit herzlichem Gruß und auf baldiges Wiedersehn} \grussformel{Ihr\\ \blockade{ksl.}} \ebericht{Brief, msl. Dsl., 1 Seite, \href{https://doi.org/10.48666/870990}{RC 029-32-13}; Briefkopf: msl. \original{den 28.\,Oktober 1926}.}