\brief{Moritz Schlick an Rudolf Carnap, 20. Oktober 1926}{Oktober 1926} %Wien IV, 20.X.26. %Prinz-Eugen-Str. 68. \anrede{Lieber Herr Carnap,} \haupttext{auf Ihren Brief vom 8.\,X. antworte ich spät -- verzeihen Sie es bitte, mein Kopf war in der Zwischenzeit von zahllosen Kleinigkeiten angefüllt. Ich muß Ihnen aber jetzt doch in aller Eile über den Stand Ihrer Angelegenheit berichten. Mein Besuch bei dem maßgebenden Ministerialrat hatte das Resultat, daß er (nach einigem Zureden) meinte, an die Stelle eines Fakultätsbeschlusses könne in diesem Falle wohl ein Bericht des Dekans treten. Ich habe einen solchen Bericht entworfen und dem neuen Dekan zur Verfügung gestellt. Wir haben nämlich inzwischen einen Wechsel des Dekanats\II{\dekanatwien} gehabt, glücklicherweise, denn der alte war sehr indolent\fnE{Geistig träge und gleichgültig.}. Das Dekanat\II{\dekanatwien} hat den Bericht sofort ins Ministerium\II{} abgesendet, und dort hatte man mir schon vorher zugesagt, die Sache möglichst schnell zu erledigen. Eine kleine Verzögerung ist durch den Regierungswechsel bedingt, den wir augenblicklich in Österreich haben. Damit Ihre Bestätigung unterschrieben werden kann, muß erst wieder ein Unterrichtsminister da sein. Er wird aber sicher in diesen Tagen ernannt, und ich glaube bestimmt, daß die ganze Angelegenheit noch vor der ersten Fakultätssitzung\II{} endgültig erledigt werden wird, die am 6. oder 10.\,Nov. sein soll. Nun hoffe ich nur noch, daß uns Ihre Gesundheit keinen Strich durch die Rechnung macht; es hat mich herzlich gefreut, daß nach Ihrem Bericht die Aussichten in dieser Bezie\neueseite{}hung gut sind. Ich hoffe auch ganz besonders, daß Ihre Korrespondenz mit Mohr\II{\mohrverlag} zu einem gedeihlichen Ende führen möge. Frau Gramm\IN{\maue} schickte mir einen Brief für Maja\IN{\maja}, den ich an diese weiter befördern sollte, was ich auch sofort tat. Ich hoffe, daß er sie gerade noch vor ihrer Abreise in Palestina\blockade{Rechtschr.} erreicht hat. Jetzt ist sie auf dem Wege nach Paris oder schon dort. Frau Gramm\IN{\maue} schrieb bei dieser Gelegenheit sehr freundliche Zeilen, die ich in diesen Tagen zu beantworten hoffe. Was sonst noch zu erzählen oder zu besprechen wäre, wird am besten mündlich erledigt. Denn ich hoffe Sie ja in ganz kurzer Zeit zu sehen und freue mich wirklich sehr darauf. Mit den allerherzlichsten Grüßen und Wünschen} \grussformel{Ihr\\ M. Schlick} \ebericht{Brief, msl., 2 Seiten, \href{https://doi.org/10.48666/807981}{RC 029-32-15}; Briefkopf: msl. \original{Wien IV, 20.\,X.\,26. \,/\, Prinz-Eugen-Str. 68}.}