\brief{Moritz Schlick an Rudolf Carnap, 1. Oktober 1926}{Oktober 1926} %Wien IV, 1.10.26. %Prinz-Eugen-Str. 68. \anrede{Lieber Herr Carnap,} \haupttext{es tat mir furchtbar leid, aus Ihrem Briefe zu erfahren, daß es Ihnen körperlich nicht gut geht. Da Sie aber kein Fieber und sonstige Komplikationen haben, werden Sie gewiß sehr bald wieder ganz hergestellt sein. Ich hoffe es von Herzen. In der Sache, wegen der ich Ihnen zuletzt schrieb, hoffe ich zu Anfang der nächsten Woche den Referenten im Ministerium sprechen zu können und werde Ihnen dann berichten. Heute möchte ich Ihnen etwas anderes nicht Unwichtiges mitteilen. Soeben schreibt mir Zilsel\IN{\zilsel}, daß sich Dr. Siebeck\IN{\siebeck}, Inhaber des Verlages Mohr\II{\mohrverlag} in Tübingen, in Wien aufhält und ihn (Zilsel\IN{\zilsel}) besucht hat. Z[ilsel]\IN{\zilsel} habe das Gespräch auf Ihr Manuskript gelenkt und S[iebeck]\IN{\siebeck} habe außerordentliches Interesse dafür gezeigt. Ich folge einer Anregung von Zilsel\IN{\zilsel}, wenn ich Ihnen rate, das Ms.\IC{\konstitutionstheorie} an Mohr\II{\mohrverlag} zu senden. Sie sollten es m.\,E. auf jeden Fall tun, auch wenn die Verhandlungen mit Springer\II{\springerverlag} noch weiter geführt werden. Bei der Einsendung müssen Sie wohl auf Siebecks\IN{\siebeck} Gespräch mit Zilsel\IN{\zilsel} bezug nehmen, und außerdem können Sie natürlich jederzeit erwähnen, daß ich gern zur Abgabe eines Gutachtens bereit sei. Ich halte die Sache durchaus für hoffnungsvoll. Die mir freundlichst übersandten Schriftstücke schicke ich Ihnen das nächste Mal zurück, da ich im Augenblick kein genügend großes Kuvert zur Hand habe. Das Gutachten über Majas\IN{\maja} Handschrift hat mich natürlich sehr interessiert. Es ist teils \neueseite{} etwas verschwommen, teils recht treffend. Ich nehme an, daß Sie dem Beurteiler vorher nicht viel über die Schreiberin erzählt haben. M[aja]s\IN{\maja} Nachrichten aus Palestina\blockade{Rechtschr.} machen wieder einen so pessimistisch leidenschaftlichen Eindruck, daß ich ihrer Rückkehr nicht ohne ein wenig Bangen entgegensehe. Von ihrem Freunde Bernstein\IN{\moro} habe ich wirklich rührende Briefe erhalten. Hier herrscht viel Unruhe; ich bin noch nicht viel zum Arbeiten gekommen. Kaum ist der Soziologentag\II{} zu Ende, so beginnt der Paneuropa-Kongreß\II{}. Ich komme eben aus dem Vortrag des Rektors der II. Moskauer Universität über russische Schulverhältnisse. Ich freue mich auf Ihre Rückkehr, die hoffentlich nicht durch Ihre Krankheit verzögert wird. Grüßen Sie bitte Frau Gramm\IN{\maue} recht herzlich. Mit den allerbesten Wünschen} \grussformel{Ihr\\ M. Schlick} \ebericht{Brief, msl., 2 Seiten, \href{https://doi.org/10.48666/870951}{RC 029-32-20}; Briefkopf: msl. \original{Wien IV, 1.\,10.\,26. \,/\, Prinz-Eugen-Str. 68}.}