Moritz Schlick an Rudolf Carnap, 18. November 1925 November 1925

Lieber Herr Carnap‚

es hat mich sehr gefreut, wieder einmal von Ihnen zu hören. Daß Ihre ArbeitB1928@Der logische Aufbau der Welt, Berlin-Schlachtensee, 1928 so umfangreich wird, ist sehr schön, denn sie ist infolgedessen gewiß sehr erschöpfend und abgeschlossen, aber auf der andern Seite bedeutet es eine Verzögerung Ihrer Habilitation, die ich natürlich auch bedaure. Es wäre schade, wenn Sie nicht vor Weihnachten einreichen könnten. Es wäre m. E. möglich, daß Sie einen Teil des Buches als Habilitationsschrift einreichen, und wenn Sie sich dazu entschließen würden, so könnte es vielleicht gleich geschehen. Die Angelegenheit würde dadurch wesentlich beschleunigt. Ich glaube, wir hatten besprochen, daß Sie zur Verkürzung der Umlauffrist neben dem offiziellen Exemplar ans Dekanat auch an GomperzPGomperz, Heinrich, 1873–1942, öst.-am. Philosoph, verh. mit Adele Gomperz und ReiningerPReininger, Robert, 1869–1955, öst. Philosoph je 🕮 eines senden wollten. Bei diesen letzteren würde es ja auf jeden Fall nichts schaden, wenn der Schluß fehlte. Ich möchte also eigentlich raten, daß Sie schon jetzt die nötigen Schritte einleiten und den Schluß dann hinterhersenden. Andrerseits ist es rein objektiv betrachtet natürlich gleichgültig (m. E. auch für Ihre späteren Absichten), ob die Habilitation ein Semester früher oder später stattfindet.

EinsteinPEinstein, Albert, 1879–1955, dt.-am. Physiker, verh. mit Else Einstein, dem ich von Ihren ArbeitenB erzählte, würde gern etwas von Ihnen lesen. Bitte senden Sie ihm doch etwas von Ihren Sachen, das Ihnen geeignet erscheint. Er kennt Russell’sPRussell, Bertrand, 1872–1970, brit. Philosoph, in zweiter Ehe verh. mit Dora Russell, ab 1936 verh. mit Patricia Russell Einführung i[n] d[ie] mathemat[ische] Philosophie1vollständiges ZitatBRussell, Bertrand!1930@Einführung in die Mathematische Philosophie, München, 1930. Sie können sich bei der Sendung natürlich auf mich berufen.

Frl. RosenbergPRosenberg, Maja, 1904–1969, russ.-israel. Pädagogin, Schülerin von Moritz Schlick, verh. mit Moro Bernstein läßt Sie herzlich grüßen. Mit den besten Wünschen und Grüßen

Ihr
M. Schlick

Brief, hsl., 2 Seiten, RC 029-32-36; Briefkopf: hsl. Wien IV, 18. Nov. 1925  /  Prinz-Eugen-Str. 68.


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