\brief{Moritz Schlick an Rudolf Carnap, 13. Juni 1925}{Juni 1925} %Wien IV, 13. Juni 1925 %Prinz-Eugen-Str. 68\,/\,4 \anrede{Lieber Herr Carnap,} \haupttext{Ihre Zeilen erhielt ich vor mehr als einer Woche und bitte um Entschuldigung, daß ich nicht sogleich antwortete; bei der vielseitigen Geschäftigkeit hier kommt einem so leicht einmal etwas für einige Tage aus dem Gedächtnis. Daß Ihre Arbeit\IC{\konstitutionstheorie} nicht so ganz schnell fertiggestellt werden konnte, ist sehr begreiflich. Ich bedauere natürlich, besonders in Ihrem Interesse, die Verzögerung, aber auf die Habilitation hat sie sicher keinen irgendwie ungünstigen Einfluß. Auch für Sie ist es gewiß befriedigender, das Buch\IC{\konstitutionstheorie} in eine möglichst vollkommene Form gebracht zu haben, als durch Übereilung ein Semester zu gewinnen. Daß es für Ihre künftige Laufbahn irgendwie zu spät werden könnte, brauchen Sie garnicht zu befürchten. Mit dem Semesterschluß steht es hier so, daß die letzte Fakultätssitzung meines Wissens am 11.\,Juni stattfindet. Wenn die Einreichung Ihrer Bewerbung nicht vor diesem Termin erfolgt, so kann Ihr Gesuch nicht mehr offiziell in Umlauf bei den Kommissionsmitgliedern gesetzt werden, denn die Kommission wird in jener Sitzung erst bestimmt. Es bliebe dann der Ausweg, daß Sie privatim je ein Exemplar der Arbeit etwa an Bühler\IN{\buehlerkarl} und Reininger\IN{\reininger} senden, oder an Gomperz\IN{\gomperz} und Reininger\IN{\reininger}, damit wenigstens diese in den Ferien von der Arbeit Kenntnis nehmen können. Ich selbst tue das natürlich auch mit Vergnügen. Unter diesen Umständen würden es m.\,E. keinen Zeitverlust bedeuten, wenn die Einreichung erst zu Anfang des nächsten Semesters (Ende Oktober) stattfindet. Bei Übersendung der \neueseite{} Schrift an die genannten Herren können Sie sich natürlich darauf berufen, daß ich diesen Weg zur Beschleunigung des Verfahrens vorgeschlagen habe. Werden Sie im Sommer verreisen? Ich habe vor, mit meiner Familie\IN{\schlickalbert} \IN{\schlickbarbara} \IN{\schlickfrau} an die Ostsee zu gehen. Ich hoffe bald Gutes von Ihnen zu hören und begrüße Sie herzlichst.} \grussformel{Ihr\\ M. Schlick} \ebericht{Brief, msl., 2 Seiten, \href{https://doi.org/10.48666/870722}{RC 019-32-42}; Briefkopf: msl. \original{Wien IV, 13. Juni 1925 \,/\, Prinz-Eugen-Str. 68/4}.}