\brief{Rudolf und Elisabeth Carnap an Wilhelm und Elisabeth Flitner, 26. Dezember 1924}{Dezember 1924} %Buchenbach, am 2. Weihnachtstag 1924. \anrede{Liebe Freunde!} \haupttext{Habt Dank für Eure Weihnachtsgaben und den Brief. Wir freuten uns sehr, von Euch und Anne\IN{\flitneranne} und Andreas\IN{\flitnerandreas} wieder zu hören, und die Glasschüsseln werden erfreuliche und praktische Verwendung finden. Vor einigen Tagen erst bekam ich von Klatt\IN{\klattfritz} Bescheid und ersah daraus, daß unser und Euer vereintes Bemühen um Verlegung doch nicht Erfolg gehabt hat. Auch wenn es in Thüringen stattfände, würde es mir jetzt sehr ungelegen sein, wegzufahren. Ich würde dann zwar hingefahren sein, aber wäre doch mit meiner Zeit ziemlich in die Enge gekommen. Ich fahre etwa am 9.\,Jan. nach Wien, und habe vorher noch allerhand zu tun, besonders auch für den Entwurf einer neuen Arbeit, die ich wahrsch[einlich] als Hab.-schrift\IC{} verwenden werde, von der aber noch nicht viel auf dem Papier seht. Vor ein paar Tagen war ich bei Heimann\IN{\heimann} und erfahr, daß er doch nicht nach Prerow\II{} fahren wird, obwohl er es bestimmt vorhatte und schon einen Tag zum Vortrag über wirtschaftlich-ethische Fragen von Klatt\IN{\klattfritz} erbeten hatte. Bei ihm sind es nicht so sehr sachliche Gründe (Zeit oder Geld), sondern das ihm plötzlich gekommene Bewußtsein, daß es besonders in den Weihnachtsferien nicht zulässig, ja unmöglich sei, sich von seiner Familie zu trennen. Nun höre ich, daß auch Ihr vielleicht nicht fahrt. Das ist ein seltsamer aber doch wirklicher Trost über unsre Nicht-Teilnahme. Agnes\IN{\agnes} schreibt, daß sie Euch ein Erinnerungsbüchlein von der Mutter\IN{\rjcarnapmutter} schickt; sonst hätte ichs Euch geschickt. Könnt Ihr mir die Adresse von Leni\IN{\rjleni} und von Fritz\IN{\baussnernfritz} v. B[außnern] angeben, denen ich eins schicken möchte? Und wer von den Seraleuten und Deinen Angehörigen, Lisi\IN{\rjlisi}, würde sich wohl darüber freuen? Ich verschicke sehr gern das Büchlein, möchte es aber nur tun, wo es besonderer persönlicher Anteilnahme begegnet. Wir haben so ein schönes Fest mit den Kindern\IN{\annemarie} \IN{\hanneliese} \IN{\johannes} gehabt, diesmal im kleinen Kreis im Vergleich zu vorigem Jahr. Die Kinder\IN{\annemarie} \IN{\hanneliese} \IN{\johannes} singen alle gern, sogar auch das Brüderle\IN{\johannes} schon, aber mit eigenen Melodien; auch Hannaliese\IN{\hanneliese} erfindet lieber selbst und weiß oft für das, was sie bewegt, Töne und eigenen Rhythmus zu finden. Unser größtes Weihnachtsgeschenk ist aus Mexico gekommen und dazu bestimmt, zu einem Aufenthalt im Engadin im Februar angelegt zu werden; wir überlegen uns jetzt, ob wir nicht die Kinder\IN{\annemarie} \IN{\hanneliese} \IN{\johannes} mitnehmen und dafür den Aufenthalt von der gemeinten Zeit auf eine kürzere herabsetzen sollen. Mit besten Wünschen für das neue Jahr, besonders, daß Wilhelm\IN{\flitner} sich nicht zu sehr in seiner Schularbeit aufreibt, und herzliche Grüße von Haus zu Haus.} \grussformel{Euer\\ R.C.} \briefanhang{\textkritik{Auch von mir vielen innigen Dank! Ich freue mich schon sehr darauf, die hygienischen, arbeitssparenden, und dabei so hübschen Schüsseln auszuprobieren. Habt Ihr jetzt auch ganz, ganz stille, glückliche Tage in duftender Weihnachtsstube? Es ist für mich die seligste Zeit nach viel Hast und Arbeitslust. Eben müssen wir Töchterle\IN{\annemarie} von der Bahn abholen, die zum ersten Mal allein von Freiburg hierherfährt. Sie war mit Rusches\IN{\rusches} im Theater. Eure Elisabeth\IN{\elisabeth}.}\fnA{Hsl.}} \ebericht{Brief, msl., 1 Seite, \href{https://doi.org/10.48666/870714}{RC 115-03-33}; Briefkopf: msl. \original{Buchenbach, am 2. Weihnachtstag 1924}.}