\brief{Rudolf Carnap an Moritz Schlick, 19. Dezember 1924}{Dezember 1924} %Buchenbach (Baden)[,] den 19. Dez. 1924. \anrede{Sehr geehrter Herr Professor!} \haupttext{Ich habe vor, einige Tage vor dem 15.\,Jan. nach Wien zu kommen, um dann, falls es Ihnen so recht ist, am 15. das Referat zu halten, und zwar über die Raum-Zeit-Topologie.\IC{\rjzeit} Ich gedenke dann noch einige Zeit in Wien zu bleiben und vielleicht auch noch ihre Sitzung am 29.\,Jan. mitzumachen. Ich lege Ihnen den vorläufigen Plan der Arbeit\IC{} bei, mit der ich jetzt beschäftigt bin. Ich weiß zwar nicht, ob etwas über den Inhalt daraus zu ersehen ist. Doch werden Sie daraus wenigstens ungefähr sehen, um was für Dinge es sich eigentlich handelt. Über den Inhalt werde ich Ihnen dann mündlich berichten. Fertig geschrieben ist noch nichts davon. In einer nur ganz vorläufigen Form niedergeschrieben sind auch nur Teile, nämlich bis jetzt: I, 1-3,\,5, II, III, IV A-D1. Das Thema der Arbeit steht seit längerer Zeit im Zentrum meines Interesses. Sie geht zurück auf einen (unveröffentlichten) Aufsatz ,,Vom Chaos zur Wirklichkeit``\IC{\rjchaosundwirklichkeit}, den ich im Sommer 1922 geschrieben habe. Mein Hauptreferat im März 1923 in Erlangen\IC{\rjchaosundwirklichkeit} war auf denselben Gegenstand gerichtet. Doch ist mir das Problem immer noch nicht genügend ausgereift. Und wenn ich es jetzt auch für die Hab[ilitations]-Schrift\IC{\konstitutionstheorie} ausarbeite, so möchte ich es doch, wenn möglich, noch nicht veröffentlichen, bis die Lösung eine besser durchgeklärte Gestalt angenommen hat. Den Aufsatz ,,Über die Abhängigkeit der Eigenschaften des Raumes von denen der Zeit``\IC{\rjzeitaufsatz} haben die Kantstudien\II{\kantstudien} angenommen. Menzer\IN{\menzer} schrieb dazu: ,,Allerdings möchte ich nicht verschweigen, daß bei der großen Kürze, mit der Sie Ihre Gedanken entwickelt haben, deren Tragweite vielleicht nicht so deutlich, wie es wünschenswert wäre, übersehen werden kann.`` Das bedeutet doch wohl den Vorschlag, den Aufsatz ausführlicher umzuarbeiten? Sie selbst haben sich ja auch in ähnlichem Sinne über die Gedrängtheit und Schwerverständlichkeit geäußert. Und ich möchte gern Ihren Rat hören, ob ich wohl gut daran täte, die Umarbeitung (etwa auf doppelten Umfang) vorzunehmen. Mit besten Wünschen für ein frohes Fest im Kreise Ihrer Familie\IN{\schlickalbert} \IN{\schlickbarbara} \IN{\schlickfrau}, der Sie bitte meine Grüße übermitteln wollen, verbleibe ich} \grussformel{Ihr ergebener\\ Rudolf Carnap} \ebericht{Brief, msl., 1 Seite, \href{https://doi.org/10.48666/870710}{MS 95/Carn-4 (Dsl. RC 029-32-46)}; Briefkopf: gedr. \original{Dr. Rudolf Carnap\,/\,Buchenbach (Baden)}, msl. \original{den 19.\,Dez. 1924}.}