verzeihen Sie, daß ich Ihnen nicht früher für Ihre Sendungen gedankt habe (den Sonderdruck aus den Annalen1R. Carnap: Dreidimensionalität des Raumes und Kausalität. Eine Untersuchung über den logischen Zusammenhang zweier Fiktionen. – In: Annalen der Philosophie und philosophische Kritik, 4 (1924/25). – S. 105-130.B1924@„Dreidimensionalität des Raumes und Kausalität. Eine Untersuchung über den logischen Zusammenhang zweier Fiktionen“, Annalen der Philosophie und Philosophischen Kritik 4 (3), 1924, 105–130 und 2 ManuskripteB.) Ich wollte Ihnen erst schreiben, nachdem ich die Sachen gründlich studiert hätte, aber dazu bin ich weder in Wien gekommen, wo mein Amt mich in den letzten zwei Wochen voll in Anspruch nahm, noch hier in der Sommerfrische, wo es zunächst vieles Aufgeschobene zu erledigen galt und viele neue Eindrücke mich keine Muße finden ließen. Also vielen Dank für die freundliche Übersendung Ihrer Arbeiten. Bevor ich Sie spreche, hoffe ich die flüchtige Lektüre durch eine eingehendere ergänzt zu haben. Herr ReichenbachPReichenbach, Hans, 1891–1953, dt.-am. Philosoph, ab 1921 verh. mit Elisabeth Reichenbach, ab 1946 verh. mit Maria Reichenbach teilte mir mit, daß Sie die Absicht hätten, mich aufzusuchen, und ich habe ihm daraufhin meine Adresse angegeben (es ist die obige, die bis Mitte Sept. gültig bleibt). Ich hatte aber doch das Bedürfnis, Ihnen auch direkt zu schreiben. Herr R[eichenbach]PReichenbach, Hans, 1891–1953, dt.-am. Philosoph, ab 1921 verh. mit Elisabeth Reichenbach, ab 1946 verh. mit Maria Reichenbach hat mich wissen lassen, daß Sie die Absicht haben, sich in Wien um die Habilitation zu bewerben. Ich glaube selbst, daß Sie dort einen geeigneten Boden 🕮 finden würden, und eine Atmosphäre, in der Sie gern atmen. Das Interesse für mathemat[ische] Logik und Theorie der exakten Wissenschaften ist dort sehr verbreitet und intensiv. Nach dem, was ich von Ihnen bisher gelesen habe, will ich auch gern die Verantwortung übernehmen, mich mit allen meinen Kräften für Sie einzusetzen und Ihnen bei der Habilitierung die Wege zu ebnen. Allerdings muß ich Ihnen sagen, daß diese Wege in unserer FakultätIPhilosophische Fakultät der Universität Wien durch viel Dickicht hindurchführen, sodaß kein Mensch, der den Anfang sieht, auch das Ende schon überblicken könnte. Die Zahl der unberechenbaren Faktoren, welche die Abstimmungen in den Kommissions- und Fakultätssitzungen beeinflussen, ist zu groß. Aber das ist an vielen andern Universitäten auch nicht anders, und bei jedem Vorhaben muß ja mit der Gefahr des Mißlingens irgendwie gerechnet werden. Der Versuch sollte, soweit ich jetzt die Sachlage beurteilen kann, nach meiner Meinung gewagt werden, und ich würde mich freuen, wenn Sie in Wien ansässig würden. Ich hoffe Sie also bald zu sehen und zu sprechen. Mit bestem Gruß