Haben Sie vielen Dank für Ihre freundlichen Briefe. Ihr Interesse an meinen ArbeitenB ist mir sehr erfreulich, und die Möglichkeit eines Gespräches mit Ihnen und der Teilnahme an einer Ihrer Sonnabend-BesprechungenI würde mir schon die Reise nach Kiel lohnend erscheinen lassen; doch wird es mir für die nächste Zeit kaum möglich sein. Ich habe nämlich vor, auf die Einladung meiner SchwiegerelternPSchöndubes, Familie von Heinrich Schöndube hin mit meiner FrauPCarnap, Elisabeth, 1895–1987, auch Cha oder Chacha, Grafologin, Tochter von Luisa und Heinrich Schöndube, von 1917 bis 1929 verh. mit Rudolf Carnap und dem jüngsten KindePCarnap, Johannes, 1922–2012, auch Brüderle, Pfarrer, Sohn von Rudolf und Elisabeth Carnap für den Sommer nach Mexico zu reisen. Die Überfahrt nach New York werden wir Ende März oder Anfang April antreten, und so wird die Zeit nach den Erlanger TagungenI5.-14.III.1923 2 Tagungen in der Akademie der Kunstges[ellschaft] in Erlangen. Wenn beide Tagungen gemeint sind. für die Reisevorbereitungen in Anspruch genommen sein. Nach der Rückkehr (vielleicht im Sept.) wird sich, so hoffe ich, einmal eine günstige Gelegenheit ergeben.
Von den Merkblättern zur LogistikBCarnap: „Übrigens sind diese Blätter ja nur ein Notbehelf, solange der Abriß der Logistik noch nicht vorliegt“ hatte ich gerade schon 3 Ex. abgeschickt. Nun schicke ich noch 5 weitere. Sie kosten nichts; ich habe sie selbst hektographiert, vor einem Jahre. Ich freue mich sehr, wenn sie noch in weiteren Kreisen Nutzen bringen. Leider ist mein Vorrat fast erschöpft; sonst würde ich Ihnen gern mehr schicken. Würde es sich wohl machen lassen, daß die BlätterBCarnap: „Übrigens sind diese Blätter ja nur ein Notbehelf, solange der Abriß der Logistik noch nicht vorliegt“, falls sie nicht den einzelnen Studenten zum Eigentum übergeben werden, sondern im Besitz des Seminars bleiben, gelegentlich auch einem andern Seminar leihweise überlassen würden, wenn einmal ein Wunsch danach auftaucht? Übrigens sind diese BlätterBCarnap: „Übrigens sind diese Blätter ja nur ein Notbehelf, solange der Abriß der Logistik noch nicht vorliegt“ ja nur ein Notbehelf, solange der Abriß der LogistikB1929@Abriß der Logistik. Mit besonderer Berücksichtigung der Relationstheorie und ihrer Anwendungen, Wien, 1929 noch nicht vorliegt. Daß ein solches Hilfsmittel auch Ihnen wichtig erscheint, sah ich zu meiner Freude. Ich hoffe, es nächsten Winter ausarbeiten zu können.
Auf Ihren freundlichen Zuspruch, aus meiner Zurückhaltung gegenüber der akademischen Laufbahn herauszutreten, muß ich erwidern, daß es nicht das Problem der materiellen Existenz ist, das mich daran hindert, sondern die doch etwas abschreckende Aussicht, in dieser Laufbahn auf der ersten Stufe stecken bleiben zu müssen. Wie ich Ihnen früher einmal ausführlicher darlegte, glaube ich nicht daran, daß meine Fächer (Wissenschaftslehre, insbesondere der exakten Wissenschaften; reine und angewandte Ordnungslehre) in absehbarer Zeit (später gewiß!) sich die Anerkennung als selbständige Fächer erringen werden. Vielleicht möchten Sie erwidern, daß es eben meine Sache sei, dem Gebiete seine Anerkennung durch meine Tätigkeit zu verschaffen. Aber um Geltung in irgendeiner Lebensstellung zu kämpfen, liegt meiner Natur nicht und durch theoretische Tätigkeit mag ja die Anerkennung der Selbstständigkeit der Fächer auch bei meiner jetzigen Arbeitsweise gefördert werden. Sollte aber einmal eine Universität die Bedeutung und die Fruchtbarkeit dieser Fächer jetzt schon erkennen und das durch die Schaffung einer besonderen Stelle sichtbar bekunden (Geld und Titel 🕮 brauchten nicht dabei zu sein), so würde ichs mir freilich ernstlich überlegen. Abgesehen aber auch von solchen Möglichkeiten, über deren Verwirklichung ich mich keiner zu großen Illusion hingebe, erscheint mir Ihr Vorschlag, gemeinsam mit Ihnen Übungen abzuhalten, z. B. über den Abriß der LogistikB1929@Abriß der Logistik. Mit besonderer Berücksichtigung der Relationstheorie und ihrer Anwendungen, Wien, 1929, sehr anziehend. Ich hoffe, daß sich einmal Gelegenheit zu seiner Verwirklichung ergibt.
Mit vorzüglicher Hochachtung