Du hast recht, mir vorzuwerfen, daß ich Deine Anfrage vom 31. Okt. über einen Beitrag zu Deinem Fonds f. Mittagessen freideutscher StudentenIFonds für Mittagessen freideutscher Studenten so lange habe liegen lassen; u. jetzt, wies mir wieder in die Hände kommt, beeile ich mich, Dir von meinem SchwiegervaterPSchöndube, Heinrich, 1861–1927, dt.-mexik. Maschinenimporteur und Großgrundbesitzer in Mexiko, heiratete 1891 Luisa Kebe Quevedo, Vater von Elisabeth Carnap (dessen nachträgl[iche] Einwilligung ich erbitten werde) hiermit 2000.- M zu schicken.
Aber diese meine Schuld berechtigt Dich doch nicht, die Dir am 6. 11. zugeschickten Briefe so lange zu behalten. Bitte stecke sie mal gleich in einen Umschlag, damits nicht wieder vergessen wird! Mein Wunsch um Geheimhaltung war ernst gemeint; Du wirst verstehen, daß es uns nicht lieb ist, wenn Andre Vermutungen oder Erwartungen auf in absehbarer Zeit eintretende äußere Erfolge haben; Du selbst wirst ja ebenso gegen Illusionen gefeit sein wie ich.
Zeit der Osterwoche: Anf[ang] oder Mitte März bin ich vielleicht in Mitteldeutschland, könnte anschließend nach Jena oder sonstwohin (besser nicht Jena, sondern einsamer Ort!) kommen. Bin vorläufig ebenso mit Pfingsten u. Herbst einverstanden. Doch kann man jetzt noch nicht gut voraussehen. Wenn Du die Wünsche der übrigen gehört hast, frägst Du wohl nochmal an.
Zu der StudentenhilfeIFonds für Mittagessen freideutscher Studenten noch eins: kürzlich erfuhr ich, daß ein Prof. in Freiburg, der Herr SchöndubePSchöndube, Heinrich, 1861–1927, dt.-mexik. Maschinenimporteur und Großgrundbesitzer in Mexiko, heiratete 1891 Luisa Kebe Quevedo, Vater von Elisabeth Carnap kennt, sich in ähnlicher Sache an ihn gewandt u. eine Absage erhalten hat, weil die Studenten ihre verkehrte alte Lebensweise (gemeint ist Trinken u. Rauchen) 🕮 immer noch nicht aufgaben (dies natürlich verkehrt verallgemeinert, aber doch für viele noch stimmende Urteil beruht wohl auf seinen Beobachtungen hier im vorigen Jahr u. weiterhin auf den Anklagen von Jugendbewegungs- u. Reformzeitschriften, z. B. „Junge Menschen“IJunge Menschen, Jugendzeitschrift, „Kunstwart“IDer Kunstwart, Zeitschrift usw.). Es wäre mir daher lieb, wenn du mir nochmals ausdrücklich bestätigen würdest, was ich ohnehin schon annehme: daß es sich um ausgewählte persön[lich] bekannte Studenten handelt, die es nötig haben, u. die die Trink- und Rauchunsitten nicht mitmachen. –
Wir bemerken, daß wir LisisPFlitner, Elisabeth, 1894–1988, geb. Czapski, Lisi genannt, dt. Nationalökonomin, heiratete 1917 Wilhelm Flitner Geburtstag im Okt. versäumt haben, u. holen es nun durch recht herzliche Adventsgrüße nach.
Mit besten Grüßen von Haus zu Haus
3. 12. Der Brief war schon zu, es kommt eben Deiner. Jetzt schreibst Du von der SommerakademieI, ein Plan, der mir auch verlockend erscheint. Aber wolltest Du nicht eine Woche mit uns Freunden machen, mit Besprechungen über Lebensnatur Deiner Leitung? Hast du das aufgegeben, oder denkst Du jetzt an beides? Mai u. Juni sind mir recht.
Kann man einen Durchschlag Deiner Hab[ilitations]-schr[ift]B zu lesen bekommen? (falls sie nicht bald gedruckt erscheint).
Weihnachten bin ich zu Hause. Willst Du nicht die doch verhältnismäßig immer noch sehr billigen Bahnpreise benutzen, u. im Anschluß an Biberstein ein paar Tage herkommen? Verbinde so Erholgungspflicht und erfreuliches Wiedersehen!
Für LisisPFlitner, Elisabeth, 1894–1988, geb. Czapski, Lisi genannt, dt. Nationalökonomin, heiratete 1917 Wilhelm Flitner Befinden unsre allerbesten Wünschen, u. Grüße!