\brief{Rudolf Carnap an Bertrand Russell, 13. Juni 1922}{Juni 1922} %\textbf{(RC 102-68-33)} %den 13. Juni 1922. %Herrn Bertrand A.W. \textit{Russell}, M.A., F.R.S., %Trinity College %\uline{Cambridge} \anrede{Sehr verehrter Herr!} \haupttext{Ich komme mit einer Bitte zu Ihnen: kann ich durch Ihre Vermittlung den ersten Band der ,,Principia Mathematica``\IW{\principiamathematica} zu einem ermäßigten Preise beziehen? Wegen der Teuerung pflegt man in Deutschland in wissenschaftlichen Kreisen, wenn man zu einem Autor Beziehungen hat, durch diesen sein Buch zum sogen[annten] ,,Autorpreis`` zu kaufen, d.\,h. zu dem ermäßigten Preis, den der Verlag dem Autor anrechnet. Die ausländischen Bücher sind für uns noch schwieriger, oft unmöglich, zu beschaffen (1 sh = ca. 60 \blockade{symbol}). Daher glaube ich, mich mit meiner Bitte an Sie wenden zu dürfen, wenn ich auch nicht mit Ihnen bekannt bin. Zu Ihrem Werke habe ich jedoch Beziehungen: Ich wurde darauf aufmerksam, als ich Schüler von Frege\IN{\frege} in Jena war. Damals studierte ich die ,,Principia Mathematica``\IW{\principiamathematica}, die in der dortigen Bibliothek\II{\jenaunibib} vorhanden sind, und machte mir ein Exzerpt, das mir oft Dienste geleistet hat. Einen kleinen Auszug daraus habe ich vervielfältigt, um es bei Besprechungen über hierhergehörende Themen zugrunde zu legen, da ich die Vielfältigkeit der logistischen Systeme und Bezeichnungen hierbei oft störend empfunden habe. Aus beiliegendem Exemplar können Sie freilich nichts ersehen, als mein Interesse an dem Gebiet und Ihrem Werk, und außerdem sicherlich auch Fehler. \neueseite{} Umso mehr habe ich den Wunsch, das Werk, das in der von mir jetzt benutzten Freiburger Universitätsbibliothek\II{\bibliothekfreiburg} nicht vorhanden ist, selbst zu besitzen, um es gründlicher verarbeiten zu können. Ich glaube, die Logistik, besonders die Beziehungslehre, auch auf dem Gebiete der Erkenntnislehre (genauer: Strukturtheorie des Erkenntnisgegenstandes) fruchtbar machen zu können, auf dem ich augenblicklich arbeite (jedoch in etwas andrer Richtung als Ihr Buch ,,Our Knowledge\ldots{}``\IW{\russellourknowledge} das ich besitze und schätze). Falls ich Sie also bemühen darf, bitte ich um Mitteilung eines Bankkontos und des Betrages (in Shilling), den ich für ein broschiertes Exemplar des I.\,Bandes einschließlich Porto und sonstiger Unkosten zu überweisen habe. (Solange leider noch keine internationale Hilfssprache allgemein eingeführt ist, folge ich dem guten Brauch, daß jeder in seiner eigenen Sprache schreibt.) Mit vorzüglicher Hochachtung} \grussformel{Ihr ganz ergebener\\ Rudolf Carnap} \ebericht{Brief, msl., 2 Seiten, \href{https://doi.org/10.48666/807789}{BR 1374 (Dsl. RC 102-68-33)}; Briefkopf: gestempelt \original{Dr. Rudolf Carnap \,/\, Buchenbach (Baden)}, msl. \original{den 13.\,Juni 1922}, msl. \original{Herrn Bertrand A.W. Russell, M.A., F.R.S. \,/\, Trinity College \,/\, Cambridge}.} \blockade{im Dsl. ist am Ende ksl. Notiz. Auch der folgende Teil ist ksl. annotiert. Der Zusammenhang zwischen den beiden Texten muss dort angemerkt sein, sonst ergibt sich dieser nicht. Es könnte auch die an Russell geschickte Liste sein, die im Brief vom 9. Sept.23erwähnt wird (S.1035, Zeile 5)} \haupttext{Dr. Rudolf Carnap, Buchenbach bei Freiburg i.B. (Germany) -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- Russell\IN{\russell} and Whitehead\IN{\whitehead}, Principia Mathematica\IW{\principiamathematica} I `` `` `` `` II `` `` `` `` III `` `` `` `` IV (if published) Russell\IN{\russell}, Analysis of Mind (Allen \& Unwin, London, 1921)\IW{} Whitehead\IN{\whitehead}, An Enquiry concerning the Principles of Natural Knowledge (Cambridge University Press, 1919)\IW{} `` ,Organisation of \sout{Knowledge} \textkritik{Thought}\fnA{Hsl.}\IW{} `` ,Concept of Nature (Cambridge 1919)\IW{}} \ebericht{Brief, msl., 1 Seite, RC 102-68-20.}