\brief{Rudolf Carnap an Hugo Dingler, 10. August 1921}{August 1921} %den 10.Aug.1921. %Herrn Prof. Dr. Dingler, %München \anrede{Sehr verehrter Herr Professor!} \haupttext{Haben Sie vielen Dank für Ihren Brief, der mir gleich die Antwort auf \uline{mein Bedenken} in erwünschter Weise gab. Vor allem war es mir wichtig, daß Sie mich darauf aufmerksam gemacht haben, daß die \uline{Kometen-Hyperbelbahnen kleiner Teilchen} den gleichen \textit{makro}skopischen Beobachtungsbefund erklären, wie sich elastisch stoßende Teilchen. Ich habe dann durch die Rechnung bestätigt gefunden, daß eine kinetische Korpuskulartheorie sich auch quantitativ ebenso gut auf jene wie auf diese Wirkung aufbauen läßt. Dadurch ist mein Bedenken gegenstandslos geworden; und ich wundere mich nur noch darüber, daß ich erstens nicht selbst vermocht habe, mir gleich diese Antwort zu geben, und zweitens, daß bisher \textkritik{(soweit mir bekannt ist)}\fnA{Hsl.} noch nicht versucht worden ist, in die kinetische Gastheorie den Newtonschen Ansatz anstelle des elastischen Stoßes einzuführen, während doch verschiedene andre Wirkungsgesetze (mit Abstoßung als Funktion verschiedener Potenzen des Abstandes) versucht worden sind. Für den \uline{Brief, den ich hier beifüge}, kommt diese Frage nicht in Betracht. Denn Sie haben ganz Recht, daß dieser sich auf die Hauptfrage beschränken soll, ob und wie \uline{Ihren Grundsätzen} sich nicht nur der von Ihnen eingeschlagene \uline{Weg der ,,reinen Synthese``} eröffnet, sondern auch noch ein \uline{andrer, der zur allg[emeinen] R.-T. führt}. Und obwohl ich glaube, nur das zu dieser Frage gehörende \neueseite{} dargelegt zu haben, ist ja der ,,Brief`` schon erschreckend lang geworden. Ich glaubte aber weder die einleitende Darstellung unsres gemeinsamen Fundaments, noch die der Dreiteilung des vollständigen Gebäudes der Physik, die zur Klarlegung der beiden Wege erforderlich erscheint, weglassen zu sollen. Doch wäre ich jedenfalls für Vorschläge zur Kürzung dankbar, oder für Angabe, in welchem Maße solche doch notwendig wäre. Bleibt der Brief (auch nach Kürzungen) noch sehr lang, so ist es wohl am besten, den Briefwechsel nach Ihrer Antwort abzuschließen, oder vielleicht nur noch von beiden Seiten je eine kurze Schlußbemerkung anzufügen, was sich am besten nach Ihrem Brief entscheiden lassen wird. Ich habe jetzt Exemplare der \uline{Rezension}\IC{\rjrezensionfuerdingler} bekommen. Die Bemerkung der Schriftleitung spricht da von einem Aufsatz entgegengesetzter Auffassung\IW{} vom Tage vorher. Falls dieser bemerkenswerten Inhalt hatte und Sie ihn besitzen, wäre ich Ihnen für leihweise Zusendung dankbar. Vom \uline{20.\,Aug. bis 24.\,Sept.} ist meine \uline{Adresse}: Jena, Kernbergstr. 4. Treffe ich Sie vielleicht zur Mathematikertagung\II{} dort? Mit besten Grüßen verbleibe ich} \grussformel{Ihr sehr ergebener\\ Rudolf Carnap} \ebericht{Brief, msl., 2 Seiten, \href{https://doi.org/10.48666/869893}{HD (RC 115-04-13, Dsl. RC 028-12-06)}; Briefkopf: gestempelt \original{Rudolf Carnap \,/\, Buchenbach-Baden}, msl. \original{den 10.\,Aug. 1921}, msl. \original{Herrn Prof. Dr. Dingler \,/\, München}.}