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Sehr geehrter Herr Doktor!
Da mich meine Reise Anfang Oktober doch nicht durch München führte u. ich auch keine Nachricht von Ihnen bekommen hatte, wäre ich Ihnen für briefliche Beantwortung meines Briefes sehr dankbar.
Ich möchte hier noch hinzufügen, daß außer dem axiomatischen Aufbau der Bewegungslehre, der das Thema der früher genannten Skizze
Die Abhängigkeit der Physik vom Meßaxiom (auch hierüber liegen schon versch[iedene] kl[eine] Aufzeichnungen vor)
Sinn u. Berechtigung der Anwendung der nichteuklid[ischen] Geom[etrie] In der Physik
Das Kongruenzaxiom der Physik
Oder: Die methodolog[ische] Bedeutung des starren Körper f. d[ie] Physik.
Beziehung zw[ischen] Kinematik u. Erfahrung.
Die Axiome der Physik.
Über die synthetische (im Sinne von: nicht-empirische) Methode in der Physik.
Der apriorische Charakter der physikal[ischen] Gesetze.
Das empir[ische] u. das nicht-empir[ische] Moment im Gesetz v[on] d[er] Erhaltung der Energie.
In welchem Sinne hat der Energiesatz unbedingte Gültigkeit, unabhängig von aller
Über d[ie] Beziehung zw[ischen] Relativitätstheorie u. Erfahrung.
Welche Gründe sind maßgebend f. d[ie] Entscheidung über die Berechtigung einer physikal[ischen] Theorie, mit besonderer Rücksicht auf die Relativ[itäts]-Theorie.
Das sind natürl[ich] nur einige herausgegriffene Vorschläge Beispiele, die das Gebiet, das ich bearbeiten will, ungefähr kennzeichnen sollen. Es kommen da ja noch viele andre Fragen in Betracht, die nähere Bearbeitung verdienen würden.
Die Hauptsache ist mir nun, zu erfahren, wie weit ins Theoretische hineien eine Arbeit gehen dürfte, um noch als physikal[ische] Arbeit angenommen zu werden.
Mit vorzügl[icher] Hochachtung
Ihr
Rudolf Carnap
Antwort: 24. 11. 20. Leider kaum möglich
Brief, hsl., 2 Seiten, HD (RC 115-04-03, ksl. Abschrift RC 028-12-12); Briefkopf: gestempelt Rudolf Carnap  /  Buchenbach – Baden, hsl. 14. 11. 20.