Universität Bayreuth: Philosophy & Economics, SoSe 2009
Klausur: Grundlagen des Entscheidens I
Datum: 28. Juli 2009
Dozent: Eckhart Arnold
Eine Ölfirma möchte in der Nordsee eine Bohrinsel (Kosten: 10 Mio Euro) errichten, um Öl zu fördern. Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb dieses Gebiets auf Öl zu stoßen, beträgt 60%. Im Erfolgsfall rechnet die Firma mit Einnahmen von 50 Mio Euro.
Ein Geologe bietet der Firma für 1 Mio Euro für die Durchführung einer Expertise an. Ist tatsächlich Öl vorhanden, so wird dies durch die Expertise mit 95%-iger Sicherheit festgestellt werden. Ist kein Öl vorhanden, so wird dies durch die Expertise mit 85%-iger Sicherheit festgestellt.
Bei der Abstimmung über drei Kandidaten \(A, B, C\) für ein bestimmtes Amt stehen folgende drei Abstimmungsverfahren zur Auswahl: a) Stimme für Einen: Jeder Wähler schreibt seinen bevorzugten Kandidaten auf einen Zettel; der Kandidat mit den meisten Stimmen gewinnt. b) Stimme für Zwei: Jeder Wähler schreibt seine zwei bevorzugten Kandidaten auf einen Zettel; der mit den meisten Stimmen bzw. Nennungen gewinnt. c) Borda-Zählung: Jeder vergibt Punkte für die Kandidaten, und zwar 2 Punkte für den am meisten bevorzugten Kandidaten, 1 Punkt für den mittleren und 0 Punkte für den am wenigsten geschätzten Kandidaten; der Kandidat mit den meisten Punkten gewinnt.
Es sollen immer genau drei Kandidaten vorkommen. Die Anzahl der Wähler kann frei gewählt werden.
Sei \({\cal G}\) eine Menge von Grundgütern auf der eine Menge \({\cal L}\) von Lotterien der Form \(L(a, x, y)\) definiert ist, wobei \(0 \leq a \leq 1\) und \(x\) und \(y\) jeweils entweder Gründgüter oder wiederum Lotterien sind. Sei weiterhin \(B \in{\cal G}\) ein bestes Gut aus der Menge der Grundgüter, d.h. es gelte für jedes Grundgut \(x \in{\cal G}\), dass \(B \succeq x\). Gezeigt werden soll nun, dass auch für jede Lotterie \(L \in{\cal L}\) gilt, dass \(B \succeq L\).
Es darf nicht das Erwartungsnutzentheorem vorausgesetzt werden. sondern nur die grundlegenden Bedingungen und Korrolarian für Lotterien (Ordnung und Kontinuität von Lotterien, Bedingung der höheren Gewinne und besseren Chancen, Reduzierbarkeit und Subsitutionsgesetz).
Zur Erinnerung: Die Bedingung der höheren Gewinne besagt: Für beliebige Lotterien oder Grundgüter \(x‚y‚z\) und beliebige Wahrscheinlichkeiten \(a\) gilt sowohl: \(x \succ y\)genau dann wenn \(L(a‚x‚z) \succ L(a‚y‚z)\), als auch: \(x \succ y\)genau dann wenn \(L(a‚z‚x) \succ L(a‚z‚y)\)
Im Folgenden sei der Grad einer Lotterie so definiert: Alle Grundgüter haben den Grad 0. Der Grad der Lotterie \(L(a, L_1, L_2)\) ist \(n+1\), wenn \(n\) der Grad derjenigen Lotterie ist, die von \(L_1\) und \(L_2\) den höheren Grad hat. Umgangssprachlich gibt der Grad also die Verschachtelungstiefe einer Lotterie an. (Es gibt keine unendlich tief verschachtelten Lotterien.)
Viel Glück!