1. Aufgaben
- Das „Gesetz der großen Zahlen“ besagt, dass in allen Zufallsfolgen der Häufigkeitsgrenzwert eines Merkmals \(A\) mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 gleich dem Wahrscheinlichkeitswert \(r\) von \(A\) ist. Um einzusehen, dass dies nicht ein- und dasselbe ist, wie zu sagen, der Häufigkeitsgrenzwert beträgt \(r\), muss man sich klar machen, dass eine Wahrscheinlichkeit von 1 noch nicht bedeutet, dass irgendein Ereignis mit Sicherheit eintritt. (Zur Erinnerung: Die Kolmogorowschen Axiome fordern lediglich, dass ein sicheres Ereignis die Wahrscheinlichkeit 1 hat, aber nicht umgekehrt.) Finden Sie Beispiele für:
- Eine Ereignis, dessen Wahrscheinlichkeit 0 ist, das aber trotzdem möglich ist.
- Eine Ereignisfolge, innerhalb derer ein Merkmal unendlich oft auftritt, aber trotzdem die Wahrscheinlichkeit 0 hat.
(Übrigens, die Lösung zu dieser Aufgabe ist bereits an anderer Stelle in diesem Skript versteckt. Aber Nachdenken lohnt mehr als suchen…)
- Das dritte kolmogorowsche Axiom besagt, dass für Ereignisse, die sich ausschließen gilt: \[P(p \vee q) = P(p) + P(q)\] Zeige, dass das dritte Axiom äquivalent ist zu dem Axiom 3*: Seien \(q_1‚…q_n\) Ereignisse, die sich paarweise ausschließen (Exklusivität), von denen aber eins eintreten muss (Vollständigkeit), dann gilt: \[ P(q_1) + …+ P(q_n) = 1 \]
- Zeige, dass man durch aufsummieren der Gleichungen: \[q_iG_i = q_i(q_iS_i + …+ q_nS_n) - q_iS_i \qquad \mbox{mit}\qquad 1 \leq i \leq n \] über den index \(i\) das Ergebnis: \[ q_1G_1 + q_2G_2 + …+ q_nG_n = 0 \] erhält, sofern \(\sum _{i=1}^n q_i = 1\)
- Zeige durch Ausrechnen und unter Verwendung von \(a=b\cdot c, 0 \leq a‚b‚c \leq 1\), dass in den folgenden drei Gleichungen sowohl \(\alpha \) als auch \(\beta \) und \(\gamma \) Null sind werden. \[\alpha = bc(a-1) + (1-b)ca + (1-c)a \]\[\beta = bc(b-1) + (1-b)cb \]\[\gamma = bc(c-1) + (1-b)c(c-1) + (1-c)c \]
- Wenn ein Wettender über eine Informationen \(I\) verfügt, die für die Ereignisse, auf die gewettet werden kann, relevant ist, dann muss er seine Wahrscheinlichkeiten entsprechend \(P_{neu}(a) = P_{alt}(a|I)\) anpassen. Zeige: Wenn der Wettende für irgendeine Aussage \(a\) die Wahrscheinlichkeit \(P_{neu}(a) \neq P_{alt}(a|I)\) wählt, dann ist es für einen geschickten Buchmacher möglich eine „todsichere Wette“ abzuschließen. Hinweis: Der Buchmacher muss dazu sowohl auf \(a\) als auch auf \(I\) eine Wette abschließen und die Wettbeträge entsprechend aufeinander abstimmen. Dabei weiß er, ob \(P_{neu}(a) < P_{alt}(a|I)\) oder \(P_{neu}(a) > P_{alt}(a|I)\).